Luxusherberge für den Nachwuchs

Die Unternehmerin Anita Drews bietet Kinderbetreuung für flexible und gestresste Eltern – wenn sie genügend Geld haben: Im „Kinderhotel“ in der Eichendorffstraße in Mitte werden die Managerkids kreativ und – wenn nötig – rund um die Uhr betreut

von JANA SCHMIDT

Fröhliche Farben, der Geruch neuer Möbel, bunte Plastikklappstühle, eine Bühne mit schwarzem Klavier, Kindergeschrei. Am Empfang stehen Damen in Designerkostümen und um die Ecke schielt eine Erzieherin – als Werwolf verkleidet. Das ist das Kinderhotel von Anita Drews. Hier in der Eichendorffstraße in Mitte werden ab morgen Kinder betreut. Aber nicht wie in einer gewöhnlichen Kita, sondern bei Bedarf rund um die Uhr.

Als die Geschäftsfrau und alleinerziehende Mutter Anita Drews es nicht mehr schaffte, Beruf und Sohn unter einen Hut zu bekommen, kam ihr die Idee zur Rundumbetreuung. Nach einer Umschulung gewann die gelernte Köchin, ehemalige Kauffrau, Musikerin und Konzertveranstalterin mit ihrer Idee den Businessplan-Wettbewerb 1999. Weil sich zunächst kein geeignetes Gebäude für das geplante Kinderhotel fand, wurde der Service mobil angeboten. Die Kinderbetreuer kamen zu ihren Kunden nach Hause, was 35 Mark pro Stunde kostete. Jetzt gibt es mobile Betreuung und Kinderhotel.

Wirtschaftsstaatssekretär Volker Liepelt (CDU) freute sich gestern über die „außergewöhnliche Unternehmensgründung“, die eine weitere Bereicherung für Berlins „überschwappenden Dienstleistungssektor“ darstelle. Zudem fördere die „Kinderinsel“ nicht nur die Tourismusbranche, sondern auch den Kongressbereich. Der soll laut Liepelt weiter ausgebaut werden – und die gestressten Managereltern müssen ihre Kinder schließlich irgendwo lassen. Das Kinderhotel ist aber nicht „irgendwo“, sondern pädagogisch wertvoll.

Mit vierzig freien Mitarbeitern, die zwölf verschiedene Sprachen sprechen, und vier festangestellten Erziehern und freischaffenden Künstlern will Drews den vier- bis zwölfjährigen Sprößlingen der Stars und Sternchen am Businesshimmel eine Erlebniswelt bieten. Stadtrundfahrten, Video-, Mal- und Musikkurse gehören zum Programm.

„Wir bestellen keinen Clown, die Kinder sollen selbst Zirkus machen“, sagt Gabriele Bergmann, Marketingleiterin und Mitbegründerin der Kinderinsel GmbH. Eine dreistündige Kinderparty kostet 464 Mark, eine zwölfstündige Nachtbetreuung 174 Mark. Auf die Feststellung, dass sich so was die typische Alleinerziehende wohl kaum leisten könne, gibt Bergmann zu, man habe den sozialen Aspekt zwar im Hinterkopf gehabt, doch sei die „Kinderinsel“ eben nichts für sozial Schwache. Dafür gebe es Projekte wie das Pankower Kinderhotel, das sich Mütter ohne Chefsessel richte.

In drei Jahren wollen die Geschäftsfrauen schwarze Zahlen schreiben und aus ihrem Pilotmodell eine Kette machen: Mit Hotels in Frankfurt, München und Hamburg.