Kugel statt Öltod

Nach Tankerhavarie wird in Dänemark mit 20.000 toten Vögeln gerechnet. Jäger sollen ihnen qualvollen Tod ersparen. Tanker wird abgepumpt

KOPENHAGEN taz ■ 15 Jäger waren gestern an den ölverseuchten Küsten der dänischen Inseln Falster, Mön und Bogö unterwegs, um Vögeln mit ölverschmiertem Gefieder den Gnadenschuss zu geben und ihnen ein langes, qualvolles Sterben zu ersparen. Rund 2.000 tote Vögel wurden von den KatastrophenhelferInnen mittlerweile registriert. Naturschutzorganisationen rechnen aber damit, dass die Zahl über 20.000 liegen dürfte.

Eine Einschätzung, die auch die Behörden teilen. „Es dauert Tage, bis Wind und Strömung die weit draußen vor der Küste umgekommenen Tiere an Land schwemmen“, erwartet der für Falster zuständige Wildkonsulent Finn Jensen. Nach seiner Erfahrung werden an den betroffenen Küstenstreifen vor allem Möwen, Schwäne, Enten und Blesshühner stark dezimiert werden. „Besonders tragisch ist, dass eine ganze Kolonie von Fischreihern auf der Insel Tärö dabei ist, ausgerottet zu werden“, so Jensen. Glück im Unglück sei allerdings, dass diese schwerste Ölkatastrophe, die Dänemark bisher getroffen hat, ein nahe liegendes Naturschutzgebiet bislang verschont habe.

Um die Sanierungsarbeiten voranzubringen, haben die dänischen Behörden Militärreservisten mobilisiert. Obwohl hunderte von HelferInnen und zeitweise bis zu neun Ölbekämpfungsschiffe seit Freitag im Einsatz waren, wurde bislang nur deutlich weniger als die Hälfte des in die Ostsee gelangten Öls aufgesammelt. ExpertInnen gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der 2.700 Tonnen Öl schon in tiefere Meeresschichten abgesunken ist. Das ist mit den herkömmlichen Ölbekämpfungsmethoden damit unerreichbar und kann noch monatelang plötzlich an Strände in Dänemark und Deutschland angeschwemmt werden. Aktuell scheint die deutsche Ostseeküste nicht gefährdet, da der Wind vorwiegend aus Süden weht. Erst das Einsetzen nördlicher Winde könnte Teile des Ölteppichs an die Küste von Mecklenburg-Vorpommern treiben.

Gestern begann eine Firma, das restliche Öl aus dem Unfalltanker „Baltic Carrier“ vor der dänischen Küste in ein anderes Tankschiff umzupumpen. Der Tanker soll dann zur näheren Kontrolle in einen Hafen geschleppt werden. Unklar ist immer noch die genaue Unfallursache. Offenbar scheint aber der Ausfall der Rudermaschine der „Baltic Carrier“ zu deren Manövrierunfähigkeit und der darauf folgenden Schiffskollision geführt zu haben. REINHARD WOLFF