Milliardenshopping im Strompoker

Eon will britische Powergen für acht Milliarden Euro. Verkauf von Töchtern und gute Bilanzen füllen Eons Kassen

BERLIN taz ■ Eon macht mobil: der Düsseldorfer Konzern will sich zu einem reinen Energiekonzern entwickeln. Eine Etappe auf dem Weg dahin wurde gestern markiert: Der deutsche Konzern hat dem britischen Energieversorger Powergen für 8,2 Milliarden Euro ein Angebot über 100 Prozent seiner Aktien vorgelegt. Der Powergen-Vorstand begrüßte das Angebot und will es seinen Aktionären empfehlen. Bis 2002 soll die Übernahme des Unternehmens abgeschlossen sein.

Eon will einer der führenden europäischen Energieanbieter werden und treibt deshalb den Konzernumbau voran: Erst gestern hat der Konzern angekündigt, mittelfristig auf das Chemiegeschäft mit seiner Tochter Degussa verzichten zu wollen, die im Februar aus den Eon-Töchtern Degussa Hüls und SKW Trostberg hervorgegangen ist. Alle anderen Aktivitäten außerhalb des Energiedienstleistungsgeschäfts sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren verkauft werden. Mit auf die Verkaufsliste kommt neben den Unternehmen VAW, Klöckner & Co, Stinnes, MEMC und Veba Oel auch der Immobilienriese Viterra.

Seit der Stunde null im Juni letzten Jahres, als Eon aus der Fusion von Veba und Viag hervorgegangen ist, zeichnet sich eine klare Linie dahin ab. Im Juli und August veräußerte der junge Konzern die Beteiligung an der Glasproduktionsfirma Gerresheimer, Unternehmenszweige in der Distribution von elektronischen Bauteilen und Systemen sowie die Anteilsmehrheit am Verpackungshersteller Schmalbach-Lubeca. Der British Telecom sicherte man eine Option auf die einstigen Viag-Interkom-Anteile für den Sommer 2001 zu.

Die Übernahme der Münchner Internethandelsplattform Mercateo. com läuft der Konzentration aufs Wesentliche nur scheinbar zuwider. Denn in Zukunft soll Strom auch übers Internet gehandelt werden. Im November wurde die 42,5-prozentige Beteiligung am Schweizer Mobilfunkunternehmen Orange Communications an die France Télécom verkauft.

Eon schwimmt im Geld: Zusätzlich zu den Verkaufserträgen füllt auch die unerwartet gute Jahresbilanz die „Kriegskasse“ von Konzernchef Ulrich Hartmann, die von Finanzexperten auf 30 bis 40 Milliarden Euro beziffert wird. Der Stromkonzern will weiter in Europa und Übersee wachsen und hofft auf weiter stark steigende Gewinne für das Jahr 2001.

Mit dem Geld will Eon europaweit auf Einkaufstour gehen. In Spanien ist als mögliches Kaufobjekt der Energieversorger Iberola im Gespräch. Und nach Abschluss der laufenden Übernahme der schwedischen Sydkraft wird Eon dominierender Akteur auf dem skandinavischen Strommarkt sein. Diese Position wolle man, so Konzernchef Hartmann, zu einer gesamteuropäischen Präsenz ausbauen.

SABRINA EBITSCH

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