Bayern strahlt mehr

RWE beantragt Zwischenlager in Gundremmingen, das stärker strahlen soll als Gorleben. Nach Zwischenfall: BI zweifelt an Sicherheit des Castors

GUNDREMMINGEN/SALZGITTER taz Wenn es nach dem Willen der RWE-AG in Essen geht, dann wird in Bayern das heißeste atomare Zwischenlager Deutschlands entstehen.

Zwar sollen direkt am AKW weniger Castorbehälter als in Gorleben gelagert werden, doch die Radioaktivität des Atommülls wird um 50 Prozent höher sein als im Wendland. Das geht aus den Planungsunterlagen für das Zwischenlager hervor, die vom 3. Mai bis zum 2. Juli ausgelegt werden. Diesen Termin bestätigte ein Sprecher des Bundesamts für Strahlenschutz gegenüber der taz.

Raimund Kamm, Sprecher der „Energiewende atomkraftfreies Schwaben“, kritisiert das Vorhaben. „Auch wenn wir mit 192 Castoren weniger als die über 400 Behälter in Gorleben haben, wird durch die Größe und das radioaktive Inventar doch das radioaktive Potenzial von Gorleben um 50 Prozent übertroffen.“ Kamm erwartet viele Einwendungen, nachdem auch bei langjährigen Befürwortern der Atomkraft die Vorbehalte groß seien. In Gundremmingen habe sich im Februar ein „Forum gemeinsam gegen das Zwischenlager“ gegründet, das auch bei einigen lokalen CSU-Politikern regen Zuspruch finde. Die Atomkritiker wiesen darauf hin, dass der Begriff „Zwischenlager“ falsche Vorstellungen wecke, weil es nur um eine Halle für die Castoren gehe.

Die dezentralen Zwischenlager sollen nach dem Atomkonsens genehmigt werden, um die Transporte zur und von der Wiederaufbereitung zu minimieren. Zum Sommer hat die Betreiberfirma für Gundremmingen eine Erhöhung der Leistung um 8 Prozent angekündigt. Das bereits jetzt leistungsstärkste deutsche AKW wird dann mit 2.900 Megawatt aus zwei Blöcken zu den stärksten AKWs der Welt gehören.

In Gorleben demonstrierten unterdessen AKW-Gegner gegen einen Vorfall bei der Verladung der Castoren. Beim Anheben eines Behälters war durch Unterdruck heiße, nicht radioaktive Luft entwichen. Während die Betreiber des Zwischenlagers von einem Vorfall ohne Bedeutung sprachen, schlägt die BI Lüchow-Dannenberg Alarm: Die Verformung einer 2,5 Zentimeter dicken Stahlplatte am Castor könne nur passiert sein, weil die Moderatorstäbe, die den Castor durchlaufen, sich stärker aufgeheizt hätten als vermutet. Das aber heiße, dass der gesamte Castorbehälter nicht mehr stabil sei, so die BI: „Man stelle sich vor, was passiert wäre, wenn der Behälter bei einem Bahnunfall in Stücke zersprungen wäre.“

KW, BPO