Neue Wege an die Ostsee

Bahn und Land Brandenburg beenden Streit um Regionalverkehr. Neuer „InterRegioExpress“ fährt von Berlin nach Rostock und Schwerin. Die Verbindung nach Polen verschlechtert sich weiter

von RALPH BOLLMANN

Goldene Zeiten für Wochenendausflügler: Vom 10. Juni an gibt es erstmals auf allen Strecken Richtung Ostsee Direktverbindungen im Zweistundentakt, die mit dem Schönes-Wochenende-Ticket benutzt werden können. Neue „InterRegioExpress“-Züge nach Schwerin und Rostock kommen zu den beiden bestehenden Regionalexpresslinien Neustrelitz–Stralsund und Prenzlau–Stralsund hinzu.

Die Änderungen sind Bestandteil eines Nahverkehrskonzepts für das Land Brandenburg, auf das sich Verkehrsminister Hartmut Meyer (SPD) jetzt mit der Bahn geeinigt hat. Das bestätigte ein Bahnsprecher gestern der taz. Damit ist das lange Tauziehen um die Zukunft der Interregio-Züge vorerst beendet. Ursprünglich wollte die Bahn diesen Zugtyp, den sie auf eigenes Risiko betreibt, ersatzlos streichen – und durch Regionalbahnen ersetzen, die vom Land bezuschusst werden.

Der Kompromiss, den die Kontrahenten jetzt gefunden haben, trägt den Namen „InterRegioExpress“. Der neue Zug soll die auf vielen Strecken vorhandene Konkurrenz zwischen Interregio und Regionalexpress beenden. Von Berlin aus wird er künftig im Stundentakt nach Cottbus, Magdeburg, Frankfurt (Oder), Rathenow und Jüterbog verkehren, alle zwei Stunden nach Rostock, Schwerin und Elsterwerda.

Allerdings sollen die bequemen Interregio-Waggons schrittweise ausrangiert und durch enge Doppelstockwagen ersetzt werden. Im Vergleich zum Interregio hat der „IRE“ aber auch einen Vorteil: Er kann mit dem Schönes-Wochenende-Ticket benutzt werden. Die Pläne, diesen Spartarif während der Sommermonate auszusetzen, sind erst einmal vom Tisch. Die Bahn hat zugesagt, das Ticket mindestens bis Jahresende anzubieten.

Erhalten bleiben die Interregio-Verbindungen in Richtung Prenzlau–Stralsund, Stendal–Hannover–Münster sowie nach Chemnitz. Auf der viel befahrenen Route über Halle und Erfurt nach Frankfurt am Main will die Bahn langfristig ICE-Züge einsetzen.

Die Interregio-Bummelstrecke nach Hannover über Magdeburg wird die Bahn zwar wie geplant einstellen, als Zugeständnis an die Bundesländer Brandenburg und Sachsen-Anhalt verbindet aber alle zwei Stunden ein Interregio die Hauptstädte Magdeburg und Potsdam mit Berlin. Damit sei der Protest der Landesregierung gegen die Bahnpläne „zumindest zum Teil erfolgreich“ gewesen, sagte Minister Meyer.

Über die Verhandlungserfolge des Ministers können sich jedoch nicht alle Bahnkunden freuen. Die spärlichen Verbindungen nach Polen verschlechtern sich weiter, weil der Intercity nach Krakau künftig über Cottbus umgeleitet wird. Damit soll den Lausitzern der Verzicht auf ihren Interregio-Anschluss schmackhaft gemacht werden. Wegen fehlender Oberleitungen muss mehrfach die Lok gewechselt werden, die Fahrzeit verlängert sich um mehr als eine Stunde. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bahn den Direktzug nach Danzig gestrichen.