Strecken „zum Gotterbarmen“

Immer mehr Berliner steigen aufs Rad: Inzwischen gibt es über 2,5 Millionen Fahrräder in der Stadt. Von den 6.259 Unfällen mit Radlern im letzten Jahr endeten 17 tödlich

Radler erobern die Hauptstadt. Über 2,5 Millionen Drahtesel gibt es inzwischen in Berlin, rund 10 Prozent aller Wege werden hier mit dem umweltfreundlichen Zweirad zurückgelegt. Täglich strampeln zwischen 200.000 und 500.000 Menschen durch die Innenstadt, 12.000 passieren nach Schätzungen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) das Brandenburger Tor. Etwa 80 Bundestagsabgeordnete radeln zum Reichstag. Die Erfahrung von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne): Manche Strecken seien „Knochen brechend“.

Dass viele Radwege marode sind, gibt auch die Verkehrsverwaltung zu. „Teilweise sind die Strecken wirklich zum Gotterbarmen“, gesteht die Sprecherin von Verkehrssenator Peter Strieder (SPD). Doch seit dem vergangenen Jahr gibt es erstmals einen eigenen Haushaltsposten für die Radwege. Rund fünf Millionen Mark stellt der Senat für den Neubau und die Instandsetzung der Radwege im Jahr 2001 zur Verfügung, zwei Millionen Mark mehr als 2000. Mit dem Geld sollen in erster Linie Lücken im Radwegenetz der Innenstadt geschlossen werden.

Der Baukammer Berlin reicht das bei weitem nicht. Sie fordert unter anderem die Öffnung von Einbahnstraßen mit Tempo 30 und Fußgängerzonen nach Geschäftsschluss. Auch Engpässe und Sichtbehinderungen für den Radverkehr müssten beseitigt werden.

Nach Angaben der Polizei gab es im vergangenen Jahr 6.259 Unfälle mit Radfahrern, 17 starben. Die größte Gefahr droht dabei von Rechtsabbiegern: In rund 20 Prozent der Fälle erwischte ein abbiegendes Auto die Radler.

ADFC-Sprecher Benno Koch sieht eine „erschreckende Entwicklung“. Damit die Autofahrer die Biker besser sehen könnten, sollten verstärkt Radwege auf den Fahrbahnen ausgewiesen und speziell gekennzeichnet werden. DDP