Tränengas für freien Handel

Zehntausende demonstrierten in Québec gegen amerikanisches Gipfeltreffen und geplantepanamerikanische Freihandelszone. Brasilianischer Präsident hat für Protest Verständnis

BERLIN taz/ap ■ Auch zum Abschluss des 3. Amerika-Gipfels am Wochenende in Québec bestimmten Proteste das Bild. Dort hatten Staats- und Regierungschefs aus 34 amerikanischen Staaten drei Tage lang über die verabredete Freihandelszone von Alaska bis Feuerland (FTAA) beraten.

Während die Politiker in ihrem abgeriegelten Tagungszentrum mit Verweis auf das nicht eingeladene Kuba beschlossen, die FTAA „nur für Demokratien zu öffnen“, lieferte sich die Polizei auf den Straßen eine Schlacht mit rund 2.500 militanten Aktivisten. Weitere 30.000 Menschen demonstrierten friedlich gegen die Abschaffung von Handelsbeschränkungen und Zöllen, durch die sie Nachteile für Natur und Menschen erwarten.

Bis spätestens Dezember 2005 wollen die Staatschefs die FTAA gründen. Die Verhandlungen dafür sollen bis Januar 2005 abgeschlossen sein. Die panamerikanische Freihandelszone wird 800 Millionen Menschen umfassen.

Auch unter den Regierungschefs war die FTAA nicht unumstritten. Während US-Präsident George Bush nicht müde wurde, den Freihandel als „beste Waffe gegen Tyrannei und Armut“ zu propagieren, forderte Brasiliens Präsident Fernando Henrique Cardoso zunächst einheitliche Anti-Dumping-Regeln und zeigte Verständnis für die Befürchtungen der Demonstranten.

Während der gesamten drei Tage waren Protestler und Polizisten wiederholt aneinander geraten. Steine, sandgefüllte Flaschen und Brandsätze sowie Gummigeschosse, Wasserwerfer und Tränengas kamen zum Einsatz. Bis gestern Morgen wurden nach Behördenangaben 46 Beamte und 57 Aktivisten verletzt sowie mindestens 250 Leute festgenommen. Mit zeitweise mehr als 6.000 beteiligten Polizisten gilt der Einsatz als größter in der kanadischen Geschichte. BW

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