standbild
: Emil und Inspektor Columbo

Tatort: Bienzle und der heimliche Zeuge (So., 20.15 Uhr, ARD)

Der Auftritt von Herta Däubler-Gmelin war der unfreiwillige Höhepunkt. Die Justizministerin spielte – wie einfallsreich – eine Justizministerin, die ein Konzert besucht und eigentlich nichts Wichtiges zu sagen hat.

Das passte dann schon ganz ordentlich zu dem, was folgen sollte: Auch Hauptkommissar Ernst Bienzle eilte im beigen Trenchcoat zum Konzert des Stuttgarter Knabenchors. Zunächst noch Privatmann, wurd’s bald dienstlich, denn Chormanagerin Barbara Massenbach war kurz vor dem Konzert ermordet worden.

Beobachtet hatte die Tat ein Sängerknabe namens Chris. Doch der schwieg beharrlich: Denn Chris wurde aus Liebe zu seinem verschuldeten Vater zum Dieb. Er plünderte gerade die Chorkasse, als Opfer und Täter den Raum betraten. Dumm nur, dass er aus seinem Versteck lediglich die Schuhe und nicht den ganzen Täter erkennen konnte – was am Ende aber völlig ausreichte.

Vorher schlurfte der Kommissar eher unbeteiligt die Phalanx der Verdächtigen ab – und die der Klischees und Typisierungen gleich mit: Da war die Nachbarin, die durch einen Fensterspalt lugt und auf das „asoziale Pack“ schimpft, oder der untadelige Jungprotagonist, dem mitten in seinem Solo beim Anblick der blutenden Hand des verdächtigten Chorleiters die Stimme versagt. Kein Zufall auch, dass der Längsschnitt quer durch des Chorleiters Handfläche an Jesu Wundmale erinnerte, denn am Ende war der Mann der Musik natürlich doch unschuldig.

Unangefochtener Spitzenreiter der Parade: der bisexuelle Pfarrer, der aus Angst vor dem schwäbisch-konservativen Protestantismus gar nicht zu seiner Neigung stehen mochte.

Und nach all diesen Mattheiten folgte immerhin der showdown in luftiger Höhe, im Glockenstuhl des Kirchturms, natürlich von Geläut begleitet. Aufmerksam gemacht durch den Hinweis „Der Bub isch im Durm!“ und dessen spitzen Schrei, als der endlich erkannte Täter Chris wie einen Notre Dame’schen Wasserspeier über die Brüstung hängt, sorgte Bienzle schlussendlich für Recht und Ordnung. Das hätte auch die Justizministerin nicht besser machen können. SABRINA EBITSCH