die letzten anhalter der galaxis
:

von HEIKE RUNGE

Weiß noch jemand, wie trampen geht? Demnächst wird sogar das Wort aus dem Duden verschwunden sein.

Bei der Ankunft am Flughafen im portugiesischen Faro stemmen meine Begleitung und ich unsere sackartigen Reisetaschen an den Schalter der erstbesten Autovermietung und stellen uns in die Schlange. Jetzt kann es sich nur noch um Minuten handeln, bis wir in einem schicken Corsa die Küste entlangbrausen. Weil ich eine gut organisierte Touristin bin, die keine Ferienzeit zu verschenken hat, beschließe ich, Führerschein und Geld schon mal griffbereit zu halten. Das ist eindeutig mein Part, Susann hat gar keine Fahrerlaubnis.

Ich aber momentan auch nicht. Jedenfalls steckt das Ding weder im Portemonnaie noch zwischen den belegten Broten in der Tupperdose, die ich – die Panik steigt – mittlerweile durchsuche. Noch während ich den Behälter auf eventuelle Geheimfächer überprüfe, beginnt sich jäh die Erkenntnis durchzusetzen, dass das Ding zu Hause auf meinem Schreibtisch in einem DIN-A4-Umschlag mit der Aufschrift „Wichtig“ liegt.

„Important“ finden den Führerschein auch die Autovermieter, von denen es in der Halle nur so wimmelt. Aber alle haben sich auf die gleichen Geschäftsbedingungen geeinigt und rücken ohne Führerschein kein Auto raus. Durch unsere sommerheißen Köpfe schießen vage Ideen, wie wir aus dieser beschissenen Lage wieder rauskommen, und ich greife schon mal hilfesuchend zum Handy und lege mir einen Text zurecht. „Das ist mir noch nie passiert“, will ich entgeistert ins Telefon hauchen, um von einer beruhigenden Männerstimme am anderen Ende erklärt zu bekommen, dass alles für mich geregelt wird. Leider bin ich keine bestohlene American-Express-Kartenbesitzerin, sondern eine Führerscheinvergesserin, und für solche Fälle wurde bisher noch keine Service-Hotline eingerichtet. Also die ganz dicke Nummer? „Ich bin deutsche Staatsbürgerin und beabsichtige nicht, durch dieses Land zu laufen oder meine Zeit in der maroden Eisenbahn zu vertrödeln. Herr Botschafter, ich bestehe darauf, dass man mir sofort einen süßen kleinen Corsa aushändigt.“ Das muss nicht sein. Ist doch Urlaub, und wir wünschen keinerlei diplomatische Verwicklungen.

Zwar fühlen wir uns wie die letzten Hippies, als wir winkend am Straßenrand stehen, sitzen aber keine zehn Minuten später in einem richtigen Auto. Die Bewohner der Algarve sind freundliche Leute, die einen überall hin mitnehmen, sofern man – wie wir – triftige Gründe angeben kann, warum man nicht selber fährt. Sie haben Kleinwagen und seltsame Vorstellungen darüber, wie viele Personen auf einen Rücksitz passen, und was genau Tempo 100 ist. Mit anderen Worten: Wir kommen gut voran!

Während wir in einem Panda-ähnlichen Geschoss über die Piste fliegen, lesen wir in der Zeitung vom Tod des „Per Anhalter durch die Galaxis“-Autors Douglas Adams. Fuck! Das bedeutet: Wir sind jetzt die Letzten seiner Art. Der Fahrer ließ uns an einem einsamen Küstenstreifen aussteigen. Wir waren die einzigen Menschen und blickten auf das Meer.