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: Das Literaturfestivaltagebuch (5): Globalisierungsgegnerin mit Turban

Da war schon einiges drin!

Ken Bugul ist eine beeindruckende Erscheinung in hellblau geblümtem Kleid und entsprechendem Turban. Der weißbärtige Moderator Peter Ripken stellt sie vor. Nach ihrem Roman von 1982 habe sie noch einen geschrieben, „der ebenfalls im Milieu der Frauenwelt spielt“. Auf das Gelächter aus dem Publikum betont der Moderator, er habe das mit Absicht gesagt. Jedenfalls sei dieser Roman nicht übersetzt; heute gehe es um Wahnsinn und Tod, den neuen Roman. Der spiele in einem Land, in dem alle Wahnsinnigen getötet werden.

Der Text handelt von der schrecklich schwarzen Nacht, es wird immer wieder wiederholt, der traurige Mond und die schrecklich schwarze Nacht, es gibt Zähler, Überwachungstechniken werden angedeutet, und wieder die schrecklich schwarze Nacht. „Schönen Dank“, sagt der Moderator nach der Lesung, „da steckte schon einiges drin.“ Sechs Monate habe sie daran geschrieben, gibt Ken Bugul Auskunft, Anlass war eine journalistische Arbeit über die Beschneidung von Frauen, gegen die sie natürlich ist. Jedoch hat es sie empört, dass die Anfrage dazu aus Europa kam. Überhaupt: Wie sich Währungsfonds usw. in Afrika einmischen wollen! Durch Kolonialismus und Neokolonialismus wissen AfrikanerInnen nicht mal mehr, wie sie sich kleiden und was sie essen sollen. Mit Zorn und Wut hat sie es geschrieben.

Blumen für die Autorin.

FALKO HENNIG