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: Das Literaturfestivaltagebuch (7): Lokalmatadore

Mädchen wollen nur Spahaß

Durch den Platzregen wenig Publikum im Kaffee Burger. Stein schimpft auf den neuen rot-grünen Bürgermeister – wenn der mit seinem Lebensgefährten am Flughafen einen afrikanischen Präsidenten empfängt, was der Neger dann wohl denkt, er sorge sich um den Ruf seiner Heimatstadt. Jakob gibt zu bedenken, was in dem Politiker vorgeht, wenn er einen Kranz niederlegt, ob seine Gedanken dann nicht woanders seien.

Ich eröffne das Programm, leider ist mein Text völlig Scheiße, nicht lustig, nicht traurig, nicht interessant. Carrie folgt mit einer sehr komischen kleinen Weinschule, also der Tätigkeit, nicht dem Getränk. Jürgen Witte klagt über die miserable Qualität billiger Fahrräder. Jakob liest eine Geschichte über den Guppy „Jürgen 7“, schön die Passage über die im Unrat gründelnden Welse. Ahnes Diepgen-Text fand ich ja schon in der FAZ gut. Bov über die Hinrichtung des Oklahoma-Bombers, der wohl als letzte Mahlzeit Eis gegessen hat, vielleicht, weil er dachte: „Lieber was Leichtes, sonst werd ich wieder so müde.“ Zur Pause singt Jakob eine deutsche Version von „Girls just wanna have fun“: „Mädchen wollen nur Spahaß“.

Was eine Rolle spielt bei meinen Selbstzweifeln und Schreibproblemen zur Reformbühne – endlich habe ich es mal benannt –, ist, dass die beste Zeit vielleicht vorbei ist, meine Hochzeit zirka 1998 war und nun nur noch kläglicher blecherner Nachhall. Gespräch mit Bov, sind uns einig, dass hier eigentlich nur Musik, Faxen und Kabarett gehen. FALKO HENNIG