Wer & was

Priscilla B. Hayner, 36, stammt aus dem US-Bundesstaat Michigan. Nach ihrem Studium (International Affairs) an der Columbia-Universität arbeitete sie bei der Joyce Mertz-Gilmore Foundation als Programmverantwortliche für internationale Menschenrechte, als unabhängige Autorin und als Beraterin von Wahrheitskommissionen. Nach eigener Aussage versteht sie sich als jemand, „der einen Raum zwischen Akademiker, Aktivist und Journalist besetzt, aber in keine dieser Kategorien ganz passt“.

Gegenwärtig ist Hayner Programmdirektorin der Menschenrechtsorganisation „International Center for Transitional Justice“, die Regierungen und Nichtregierungsorganisationen berät. Der Präsident des Zentrums ist Alex Boraine, früher Vorsitzender der Wahrheitskommission in Südafrika. Kontakt: International Center for Transitional Justice, 20 Exchange Place, 11th Flor, New York, N. Y. 1005, USA, Fon: (001-212) 6 51 14 44, E-Mail: transitional_justice@yahoo.com

Hayners Studie beschäftigt sich mit 21 Wahrheitskommissionen: Uganda (1974), Bolivien (1982–1984), Argentinien (1983–1984), Uruguay (1985), Simbabwe (1985), Uganda (1986–1995), Nepal (1990–1991), Chile (1990–1991), Tschad (1991–1992), Südafrika (1992), Deutschland (1992–1994), El Salvador (1992–1993), Südafrika (1993), Sri Lanka (1994–1997), Haiti (1995–1996), Burundi (1995–1996), Südafrika (1995–2000), Ecuador (1996–1997), Guatemala (1997–1999), Nigeria (1999–2000), Sierra Leone (2000–2001).

Drei Beispiele: Während der Militärdiktatur in Argentinien zwischen 1976 und 1983 wurden politische Gegner verschleppt und ermordet. Der 1983 neu gewählte Präsident richtete die „Comisión Nacional para la Desparición de Personas“ ein. Ihr Bericht fand große Verbreitung und half später bei der Anklage und Verurteilung von Mitgliedern der Militärjunta.

Während der Militärdiktatur in Chile von 1973 bis 1980 wurden politische Gegner verschleppt und ermordet. Die 1990 konstituierte „National Commission on Truth and Reconciliation“ arbeitete mit begrenztem Auftrag. Bevor ihr Bericht bekannt wurde, führten bewaffnete Angriffe linker Militanter auf Mitglieder der alten Elite zum Ende der Diskussionen – das änderte sich erst, als Pinochet 1998 verhaftet wurde.

Nach 45 Jahren Apartheid und etwa dreißig Jahren bewaffneten Widerstandes in Südafrika wurde nach der Wahl Nelson Mandelas eine Wahrheitskommission durch Gesetz eingerichtet. Ihr Report wurde 1998 veröffentlicht. Trotz langer parlamentarischer Auseinandersetzung unternahm die Regierung keine Anstrengungen, die Empfehlungen der Kommission umzusetzen. Noch vor dieser Wahrheitskommission setzte der bewaffnete südafrikanische ANC zwei Kommissionen ein, die Menschenrechtsverletzungen durch ihn selbst untersuchten.

MARTIN JANDER