Streit um Umtauschkurs

Polen drohen Entschädigungsstiftung mit Klage. Zweite Rate an frühere Zwangsarbeiter in Euro

BERLIN taz ■ Im Streit um den Umrechnungskurs für die Entschädigungszahlungen an polnische Zwangsarbeiter droht die Stiftung in Warschau nun mit einer Klage gegen die Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“. Die Anwälte der Stiftung sähen sich bereits in Berlin nach geeigneten Rechtsvertretern um, sagte ihr Leiter Bartosz Jalowiecji gestern.

Die polnische Stiftung kritisiert, dass bei den Auszahlungen ein sehr niedriger Kurs für die Umrechnung von Mark in Zloty zugrunde gelegt wurde. Dadurch erhalten Zwangsarbeiter in Polen weniger Geld als in anderen Ländern. Die Stiftung beziffert den Verlust auf rund 100 Millionen Mark. Sie hatte jedoch im Gegensatz zu den anderen Partnerorganisationen selbst eine Auszahlung in der Landeswährung gefordert.

Der Umtausch der erste Rate in Höhe von 1,35 Milliarden Mark erfolgte Mitte Juni. Dabei war der Durchschnittskurs der betreffenden drei Handelstage zugrunde gelegt worden. An diesen Tagen war der Euro im Verhältnis zum Zloty besonders schwach.

Die Bundesstiftung in Berlin will an der Regelung festhalten. „Wir wollen, dass bei der ersten Rate alle Berechtigten denselben Betrag erhalten“, so Vorstandsvorsitzender Michael Jansen. Die erste Rate wird im monatlichen Rhythmus an jeweils 10.000 Berechtigte ausgezahlt. Würden die Kursschwankungen berücksichtigt, erhielten die später ausgezahlten Opfer möglicherweise mehr Geld. Die zweite Rate soll im kommenden Jahr allerdings nicht mehr in Zloty, sondern in Euro ausgezahlt werden.

Die Klagedrohung der Polen ist vor dem Hintergrund des Wahlkampfs zu sehen. Stiftungsleiter Jalowiecji ist ein Vertrauter von Ministerpräsident Jerzy Buzek, der sich gern als Wohltäter der früheren Zwangsarbeiter präsentiert. Die Stiftung fährt seit Monaten einen anti-deutschen Kurs. NM