Schutz vor Handystrahlung

Der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert eine Verschärfung der Grenzwerte bei Handystrahlung. Viele Sendeanlagen wurden vermutlich illegal errichtet

BERLIN taz ■ „Tüdelü“: Nirgends ist man vor Handys sicher – und nirgends vor der Strahlung der Sendeanlagen. „Elektrosmog“ heißt das Stichwort, und die Belastung steigt: Mit dem neuen UMTS-Mobilfunknetz kommen 40.000 Sendemasten hinzu, ein eigenes System für Polizei und Feuerwehr ist in Planung. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Bernd Müller, Experte für elektromagnetische Strahlung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der BUND fordert aus diesem Grund eine Senkung der aktuellen Grenzwerte um den Faktor 10.000.

Obwohl die Grenzwerte heute fast immer unterschritten werden, litten viele Menschen mittlerweile unter gesundheitlichen Problemen, die möglicherweise von der Strahlung verursacht würden, sagt Professor Wilfried Kühling vom BUND. Welche Folgen die Strahlung hat, sei noch immer völlig unklar. „Es geht um die dauerhafte Einwirkung vieler elektromagnetischer Felder auf einen Menschen“, so Kühling.

Für die Sendeanlagen fordert der BUND eine Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben: Mindestens 60 Meter sollen die Sender von Wohngebäuden entfernt sein. Außerdem sollen die Mobilfunkbetreiber bei der Planung der Netze nicht nur wirtschaftlichen Faktoren berücksichtigen: „Viel wichtiger ist der Schutz der Menschen“, sagt BUND-Experte Müller. Er weist darauf hin, dass viele Sendeanlagen vermutlich illegal errichtet wurden: „In den meisten Fällen haben die Städte die Flächennutzungspläne nicht geändert.“ Mobilfunkmasten stehen also oft in Wohngebieten und nicht, wo sie hingehören: auf Gewerbeflächen. Der Widerstand gegen die Ausweitung der Mobilfunknetze wachse, so Müller. Sicheres Indiz sei die steigende Zahl von Bürgerinitiativen: Inzwischen kämpfen 500 lokale Gruppen gegen die Handystrahlung. CONSTANTIN VOGT

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