Bio läuft schlecht im Online-Geschäft

Krise im Ökoversandhandel: Nach der Waschbär AG droht nun auch United Nature die Zahlungsunfähigkeit

BERLIN taz ■ Der Ökoversandhändler United Nature steht vor dem Aus: Ein Investor hat eine zugesagte Finanzspritze von 14 Millionen Mark zurückgezogen, jetzt droht Zahlungsunfähigkeit.

Dabei hatten die Münchener große Pläne: Für das laufende Jahr erwarteten sie nach eigenen Angaben ein Umsatzplus von 144 Prozent. Zum Jahresende wollten sie zum ersten Mal Gewinn machen. Außerdem sollte mit den 14 Millionen Mark der Schweizer Treucom Holding die Waschbär AG übernommen werden.

Mit den Schweizern gab es laut United Nature eine klare Vereinbarung: „Uns bleibt nichts übrig, als die Treucom auf Einhaltung der Verträge zu verklagen“, so Vorstandschef Franz Josef Grenzebach. Der Deal sei „völlig überraschend“ geplatzt.

Bereits im Juni hatte die Insolvenz von Waschbär den Ökoversandmarkt erschüttert. „Eine sterbende Branche“, sagt der Bonner Ökoanalyst Andrew Murphy. United Nature sei dabei ein eher kleiner Fisch: Einen Jahresumsatz von 16 Millionen Mark hat das Unternehmen mit seinen 38 Mitarbeitern zuletzt erwirtschaftet. Murphy: „Die Erwartungen in den Markt waren zu hoch. Wer im Bioladen einkaufen kann, der bestellt die gleichen Produkte nicht über das Internet.“ Schmerzliche Erfahrungen haben damit in den USA bereits die Biosupermärkte „All-Foods-Market“ gemacht. Sie haben ihr Online-Geschäft eingestellt. In Deutschland hat sich Ökoland die Finger verbrannt.

Da ist es unverständlich, wenn sich United Nature selber eine solche Umsatzsteigerung prognostiziert – entgegen sämtlichen Marktrends. Zumal sich die Münchener bei wichtigen Daten bedeckt hielten: Erst in der jüngsten Mitteilung veröffentlichten sie Umsatzzahlen, die zuvor nicht mal im Verkaufsprospekt standen. „Alles andere wäre absolut unüblich“, hieß es dazu. Kritik gibt es auch an der Zusammensetzung der Gruppe. Die Strukturen sind so, dass Anleger zwar ihr Geld loswerden können, aber Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung ihrer Rechte haben. Das Urteil von Murphy & Spitz: „nicht empfehlenswert“. Murphy: „Wir legen großen Wert auf transparente Strukturen.“

Ärger droht United Nature auch von einer anderen Seite: Waschbär möchte die Münchener verklagen. Im Frühjahr hatten sie Waschbär AG eine Liquiditätshilfe über zwei Millionen Mark gewährt – dafür erhielten sie deren Kundenadressen. Die möchte der Insolvenzverwalter von Waschbär jetzt wiederhaben. Notfalls per Gerichtsurteil.

CONSTANTIN VOGT