Du und deine Stadt

Hamburg am Wochenende: Ein Feuerwerk aus Action, Fun und fettigen Thüringer Würstchen  ■ Von Gesine Kulcke

Das Motto „Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag“ haben die Glücklichmacher vom Alstervergnügen bei Charlie Chaplin geklaut. Sie hätten nicht besser klauen können, um ihre unbeschreibliche, erst zum 26. Mal da gewesene, herzzerreißende Fressmeile zu beschreiben. Angemessenere Worte lassen sich ebenso wenig finden für die Messe „Du und deine Welt“ mit dem abgelutschten, zum 38. Mal aufgewärmten „attraktiven Rahmenprogramm“ inmitten endlos strahlender Einbauküchen und wetterfester Dachlatten für das Eigenheim. Wem an diesem Wochenende in Hamburg nicht das Herz hüpft, hoppelt und schließlich in Bratenfett zerrinnt, ist selbst schuld.

Ab 10 Uhr gehts in die Messehallen, die Kids kurz in der Action Zone mit Hypertron, Vertibike und Shoot-out abgeliefert und dann shoppen: Edles aus Edelstahl oder den Staubsaug-Wisch-Wasch-Polier-Reiniger. Die mit „Alleskönner für die Bodenpflege“ und „Geruchskiller ohne Chemie“ überquellenden Stofftaschen schnappen und das Megaevent in Halle 11 erleben: trotz Thüringer Würstchen schwerelos wie ein Astronaut druch das Forschungsmodul „Co-lumbus“ der europäischen Weltraumbehörde schweben. Die durchgeschüttelten Kinder aus der Action Zone zerren, bei Bedarf mit Zuckerwatte und Sahne beschmierten Waffeln zustopfen und in Halle 4 schleppen. Im Haftraum lustige Filme über den Strafvollzug angucken und im Gefangenentransportwagen Spaß haben wie ein Schwerverbrecher.

Dann schnell an die Alster. Denn dort sind die angekündigten „47 Stunden Achterbahnfahrt der Gefühle, 47 Stunden träumen, lachen, schluchzen, 47 Stunden lang hin- und hergerissen sein zwischen dem musikalischen, tänzerischen, komischen, erotischen, pyrotechnischen Fantasy-Mix“ zwischen unzählbaren, ranzig duftenden Schlemmer- und Bierbuden inzwischen auf nur noch zwanzig Stunden geschrumpft. Mitnehmen was geht, Kinder nochmal mit Bratwürstchen und Pommes abfüllen, warten, bis es dunkel wird, Kopf in den Nacken legen und laut „Ah“ oder „Oh“ rufen, wenn die Heuler kreischen. Vor lauter Glück rülpsend und spuckend an der Alster zusammenbrechen und vom Roten Kreuz wegkarren lassen.