Weser-Schifffahrt
: Lang muss sie sein

■ „Nadelöhr“ Dörverden: Die Wirtschaft trommelt für einen Ausbau der Schleuse

Die Weser darf als Binnenschifffahrtsweg nicht vom Netz der deutschen Wasserstraßen abgekoppelt werden: Genau dies sei jedoch der Fall, sollte die Schleuse im südöstlich von Bremen gelegenen Dörverden wie geplant nur auf eine Länge von 115 Metern ausgebaut werden, heißt es in einer Resolution, die der Wirtschaftsverband Weser gestern in Bremen vorstellte.

Gleichzeitig ermahnte der Verband die Landesregierungen von Bremen und Niedersachsen, angesichts der offenbar unmittelbar bevorstehenden Ausschreibung des Vorhabens den Druck auf den für den Ausbau zuständigen Bund zu erhöhen. Erst kürzlich hatten auch Bremer SPD-Politiker vor einem problematischen „Nadelöhr“ in Dörverden gewarnt.

Die Unterzeichner des Papiers – knapp 90 Unternehmen und Organisationen aus der Seehafenwirtschaft sowie auf Wasserstraßen angewiesene Unternehmen aus Bremen, Niedersachsen, NRW und Berlin – argumentieren, dass die Schleusenkammer mindestens 140 Meter lang sein muss, um für den zukünftig zu erwartenden Verkehr geeignet zu sein. Es sei überdies nicht vertretbar, erst 160 Millionen Mark für den Ausbau der Mittelweser auszugeben, um dann die neuen Möglichkeiten durch eine zu kurze Schleuse zu konterkarieren. Alle anderen Schleusen am Mittellauf des Flusses verfügten bereits heute über eine Länge von mindestens 190 Metern. Die Verlängerung der Dörverdener Schleuse koste 2,4 Millionen Mark.

Und die ist unbedingt notwendig, wenn man den optimistischen Verkehrsprognosen der Wirtschafts-Lobbyisten Glauben schenkt. Demnach könnten bis zum Jahr 2015 jährlich bis zu 115.000 Container über die Weser zum Mittellandkanal und weiter in Richtung Berlin transportiert werden – so der Verbandsvorsitzende, Bürgermeister a.D. Klaus Wedemeier.

Er bezieht sich dabei auf eine Untersuchung des Instituts für Seeverkehrswirtschaft aus dem Jahr 2000, die der Bremer Senator für Wirtschaft und Häfen in Auftrag gegeben hatte. Den Gutachtern des Bundes, die einen Ausbau der Schleuse als wirtschaftlich nicht lohnend einstuften, sprach er die nötige Kompetenz ab. In der Ausbauvariante des Bundesverkehrsministeriums sieht der Verband schlicht eine „Verhinderungsstrategie“. Umweltverbände wie der BUND sehen in der Bremer Untersuchung allerdings ein „Wunschgutachten“.

Fest steht, dass gegenwärtig lediglich so genannte Europa-Schiffe mit 85 Meter Länge den Fluss hinaufschippern können. Künftig sollen auch Großmotorgüterschiffe (GMS) den Strom befahren – nicht jedoch in ihrer verlängerten 135-Meter-Variante. Diese ist laut Verband eher notwendig, um Container wirtschaftlich transportieren zu können. Auch an Binnentankschiffe ist gedacht.

„Wir hätten die Chance, mehr Verkehr auf die Mittelweser zu bekommen“, meinte Wedemeier – mit den erhofften regionalwirtschaftlichen Folgen. Um in Konkurrenz zu den Rheinmündungs-Häfen treten zu können, brauche man aber eine ordentliche Hinterlandanbindung. Der Verbandschef forderte überdies, den – ökologisch umstrittenen – Gesamt-Ausbau der Mittelweser bis zum Jahr 2004 zu beenden – und nicht erst wie vorgesehen bis 2010. hase