berliner szenen
: Boxen in Mitte

Welpengewicht

Jungs! Man versteht sie einfach nicht. Beim „1. Punkrock Baden Baden Boxchampionat“ im Kaffee Burger wurde am Freitag ein Ring im tapetenbeklebten Gastraum aufgebaut, darin kloppt sich „T-Bone Busche“, das „Monster vom Prenzlauer Berg“, mit dem Herausforderer aus Kiel, „Big Joe Mister X“, über sechs Runden. Bei der Gewichtsklasse tippen meine Freundinnen und ich auf „Welpengewicht“ (für das Monster) und „Hering“ (für den Kieler mit Gardemaß).

Ein Spiegelbrillentyp mit Koteletten ist Nummerngirl, Ringrichter und Moderator in Personalunion, und so sympathisch er immer wieder „Riiiiing freiiiii!!!!“ brüllt, so lustig T-Bone sein kantig-bärtiges, kleines Kinn vorschiebt, so hübsch der neckisch behaarte Kieler Bauch zu den gescratchten Punksounds von DJ Floyd Baxter zuckt – ein Boxkampf ist das hier nicht. Eher halb nacktes Raufen mit Handschuhen. „Ich will Blut sehen!“, schreien meine Freundinnen denn auch ohne jede damenhafte Zurückhaltung, „oder zumindest mal ‚ne Kombination!“ Die Mäuse sind, zusammen mit den anderen ZuschauerInnen, in einer interessanten Mixlaune aus Amüsiertheit, Empörung und Wodka-Lemon. Ob Jungs denken, dass sie von Natur aus boxen können? Das dachte der blöde Raab ja wohl ebenfalls.

Nach sechs Runden, eigentlich gar keinen richtigen Treffern und wenig Schweiß (im Ring, draußen kocht der Tapetensaal) entscheidet die dreiköpfige Jury mit 2:1 Stimmen, dass das Prenzlberg-Monster nach Punkten – nach Punkten!! Ha!! – gewonnen hat. Wir sind noch empörter, aber auch noch amüsierter und froh, dass wir nicht gewettet haben. T-Bone rennt herum und erklärt seinen Kampf, Mr. X läßt sich von Mädels (Sportreporterinnen?) umlagern, und wir pogen mit den anderen zu „1, 2, X U“, „Kick out the jams“ und „Sheena is a punkrocker“. Doch irgendwie schön, so ein kollektives First-Class-Sporterlebnis. Und das in Mitte! JZ