Entsetzen über Stimmann

Zwei Wochen nach den Anschlägen in den USA hielt Senatsbaudirektor Stimmann US-Investoren eine Rede. Er endete mit der Bemerkung, man müsse auf die Rathauspassagen eine Bombe schmeißen

von UWE RADA
und ULRIKE STEGLICH

Es war ein ganz normaler Investorentermin. Zwei Vertreter des US-Handelsunternehmens Wal-Mart waren am Mittwoch, dem 26. September, nach Berlin geflogen, um über ihr neuestes Investitionsprojekt zu verhandeln. In den Rathauspassagen in Berlin Mitte, zwischen Alexanderplatz und Rotem Rathaus gelegen, will der umsatzstärkste Handelskonzern der Welt seine zweite Berliner Filiale errichten. Doch dann endete das Gespräch in der Abteilung Städtebau der Senatsbauverwaltung in der Behrenstraße mit einem Eklat.

Noch bevor die Wal-Mart-Vertreter ihr Konzept vorstellen konnten, hielt ihnen Senatsbaudirektor Hans Stimmann (SPD) einen halbstündigen Vortrag. Darin erklärte er ihnen nicht nur, wie schrecklich der von ihnen gewählte Standort, die DDR-Architektur der Sechzigerjahre, sei. Stimmanns Rede gipfelte schließlich in der Feststellung, „jemand müsste auf die Rathauspassagen eine Bombe schmeißen“. Diese verbale Entgleisung zwei Wochen nach den Terroranschlägen in den USA wurde der taz von verschiedenen Seiten bestätigt, darunter auch dem Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), Karl-Heinz Schmidt. Als Verwalter der Rathauspassagen war Schmidt beim Termin in der Behrenstraße anwesend. Schmidt erklärte gegenüber der taz: „Die Amerikaner waren ziemlich entsetzt. Sie haben gefragt, was für ein Mann hier Politik macht.“

Bei dem Termin waren neben Schmidt, den Wal-Mart-Vertretern und dem Senatsbaudirektor auch der Senatsvertreter Christian Kuhlo sowie weitere Vertreter der WBM anwesend. Die Wohnungsbaugesellschaft will nun den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) über die Geschehnisse informieren.

Bei dem Investitionsvorhaben von Wal-Mart handelt es sich um ein millionenschweres Projekt, mit dem den teilweise leer stehenden Geschäftszonen in den Rathauspassagen neues Leben eingehaucht werden soll. Voraussetzung für die Investition ist allerdings der Neubau eines Parkhauses auf der zur Grunerstraße hin gelegenen Ostseite des elfstöckigen Baus. Gegen diesen Neubau macht Stimmann schon lange mobil.

Bei Wal-Mart wollte man gestern den Eklat nicht kommentieren, da die beiden Vertreter des Unternehmens, die in Berlin waren, im Urlaub seien. Auf der Homepage des US-Konzerns wird allerdings deutlich, welche Rolle die Anschläge in den USA für die Firma spielen. Unter der Überschrift „Together we stand“ heißt es: „Die tragischen Ereignisse des 11. September erfüllen uns alle bei Wal-Mart mit tiefer Trauer. Unsere Gedanken und Gebete gelten all denen, die von dieser Tragödie betroffen sind.“