Happy Birthday, Leo Kirch!

Der Kaufmann aus München feiert an diesem Wochenende seinen 75. Geburtstag. Seien wir mal ehrlich: Ohne ihn und seine Sender wäre Deutschlands Medienlandschaft doch ziemlich langweilig

Er will uns ausbluten lassen, dieses Schwein. Er will uns alles nehmen, was wir hatten. Und nicht nur von uns. Von unsern Vätern und von unserer Väter Väter.

– Und von unserer Väter Väter Väter.

– Ja.

– Und von unserer Väter Väter Väter Väter.

– Das reicht. Noch genauer brauchen wir es nicht. Was hat er dafür als Gegenleistung erbracht, frage ich?

– Premiere World aufgemacht.

– Was?

– Premiere World aufgemacht.

– Oh. Jajaja. Das hat er uns gegeben, das ist wahr.

– Und „ran“.

– Oh ja. „ran“ – Weißt Du noch, wie wenig Fußball es früher in der ARD-Sportschau gab?

– Also gut ja, ich gebe zu, Premiere World und „ran“, das hat Leo Kirch für uns getan.

– Und die schönen Spielfilme fürs Kino, ProSieben und die anderen Sender besorgt.

– Achja, selbstverständlich die Spielfilme. Das mit den Spielfilmen versteht sich ja von selbst, oder?

– „Takeshi’s Castle“ beim DSF...

– „TV Total“, „Bully“ – die ganze Comedyschiene, eigentlich...

– Comedy . . . Naja gut. Das sollte man erwähnen.

– Und die „Simpsons“, oder „Futurama“. . .

– Oh ja. Ja. Das ist wirklich etwas, was wir vermissen würden, wenn die Kirch-Gruppe pleite ginge.

– Dieser neue News-Sender, N 24 ...

– Und jede Zeitung kann sich als Ideenspender für die eigenen Kolumnen gnadenlos bei der „Bild“-Zeitung zu bedienen, Rech.

– Jaha. Die können Schwachsinn verzapfen! Wie ohne den unser „verboten“ aussehen würde, davon wollen wir ja gar nicht reden.

– Also gut. Mal abgesehen von der Premiere World, „ran“ und den schönen Spielfilmen, dem DSF, der „Bild“-Zeitung was, frage ich euch, hat die Kirch-Gruppe JE für uns getan?

– An die „Harald Schmidt Show“ geglaubt und das Ganze bis heute durchgezogen . . .

– Aach! Die „Harald Schmidt Show“! Halt die Klappe.

Irgendwie ist Leo Kirch eben auch ein Römer. Schließlich hat er seinen ersten Coup in Italien gelandet, als er 1954 die Rechte an Fellinis „La Strada“ erwarb, für damals stolze 20.000 Mark, die auch noch geborgt waren. Billiger geworden ist seine bevorzugte Programmware Spielfilm seitdem nicht gerade. Und nicht zuletzt deshalb ist seit langen Jahren der Mailänder Sivio Berlusconi Partner des Medienunternehmers, der nun zum 75. Geburtstag sogar noch ein richtiges Geschenk bekommt: Seit Donnerstag sind die TV-Rechte an den Fußballweltmeisterschaften 2002 und 2006 auch in Großbritannien und Südamerika an die Sender gebracht. Gerade in diesen beiden Ballsport-Bollwerken hatten sich die Verhandlungen lange hingezogen, jetzt sollen die Abschlüsse mit der BBC, ITV, Globo und DirecTV doch insgesamt knapp 2,4 Milliarden Mark in Kirchs Kassen spülen.

Das Geld wird dringend gebraucht: Mit 12 Milliarden Mark steht nach Schätzungen der SZ der Gesamtkonzern in der Kreide, die Kirch-Gruppe gibt allein für ihre für einen baldigen Börsengang vorgesehene Rechtehandels-, Produktions- und Free-TV-Holding KirchMedia 4,4 Milliarden Mark Miese an. Doch für diese Rechenspielchen ist, wie Kirch in einem seiner seltenen Interviews der FAZ anvertraute, „der Dieter da“, sein Kronprinz Dieter Hahn. Der Jubilar selbst sorgt sich lieber um die Qualität – und wieviel davon er sich (und uns) selbst eingebrockt hat: „Ich habe weniger Gutes getan als Schlechtes verhindert. Ich will die totale Niveaulosigkeit so lange wie möglich blockieren.“STEFFEN GRIMBERG