Auftrieb für Angolas Friedensgruppen

Europäischer Menschenrechtspreis für Erzbischof Zacarias Kamuenho. Kirche bildet den Kern der Bewegung

BRÜSSEL taz ■ Die Verleihung des Sacharow-Preis des Europaparlaments an den angolanischen Erzbischof Zacarias Kamuenho gilt als Anerkennung für den wachsendenden Einfluss der Friedensbewegung in Angola.

Der Kern dieser Bewegung ist das von Kamuenho geleitete „Interkirchliche Komitee für Frieden in Angola“ (Coiepa). Coiepa wurde im April 2000 als ein Verbund von 15 zivilgesellschaftlichen Gruppen gegründet, die auf eine Lösung des endlosen Bürgerkrieges drängen.

„Wir haben die Phase eines klassischen Konflikts, in dem zwei Armeen sich gegenüberstehen, überwunden“, sagt Coiepa-Generalsekretär Daniel Ntoni-Nzinga. Seit Angolas Regierungstruppen die Unita aus den meisten vorher von ihr kontrollierten Gebieten vertrieben haben, verlegen sich die Rebellen auf Guerilla-Attacken, die mit klassischen Militäroperationen nicht zu verhindern sind. Immer mehr Angolaner denken nun, dass eine militärische Lösung des Krieges nicht möglich ist.

Angolas Friedensgruppen haben ihre Hoffnungen zunächst auf die katholische Kirche gerichtet – die einzige Organisation im Land, die Zugang zu allen Menschen unabhängig von ihrem Wohnort, ihrer sozialen Stellung oder politischen Loyalität hat. Mit Erfolg: Vor zwei Monaten rief die Bischofskonferenz unter Leitung von Kamuenho die Kriegsparteien nicht nur zu einem sofortigen Waffenstillstand auf, sondern auch zu einer Generamnestie und zu einem Demobilisierungs- und Wiederaufbauprogramm.

Coiepa-Generalsekretär Ntoni-Nzinga drängt auf „einen vertieften Dialog, offen für alle repräsentativen Kräfte und nicht auf die beiden Kriegsparteien beschränkt wie bisher.“ Zunächst müssten die Kämpfe eingestellt werden. „Wir sagen: wenn ihr das Leiden beenden wollt, lasst die Waffen schweigen.“

In dem blutigen Unita-Anschlag auf einen Eisenbahnzug nahe Luanda vom 10. August, der über 150 Tote forderte, sah Kamuenho eine Rückschlag für seine Kampagne. „Die Unita hat damit der Regierung einen Vorwand geliefert, den Dialog abzulehnen“, bedauert der Erzbischof.

Doch die Coiepa gibt ihre Bemühungen nicht auf und wurde dafür schon von dem UN-Flüchtlinkshilfswerk UNHCR und von einer Delegation des US-Kongresses gelobt.

Einig sind sich ausländische Beobachter mit der Kirche vor allem darin, dass die von Angolas Regierung für 2002 geplanten Wahlen nicht hilfreich sind. „Vorrang muss der Frieden haben“, meint André Soares, Vizepräsident des Kirchenverbandes von Angola. „Wahlen kann man erst später machen, um einen Frieden zu konsolidieren“. Der Priester fordert Europa nun dazu auf, in dem Konflikt deutlicher Stellung zu beziehen: „Die europäischen Regierungen müssen aufhören, Angola Waffen zu verkaufen. Alle diese Waffen, auch die der Regierung, töten Angolaner jeden Tag.“

FRANÇOIS MISSER