dieser verdammte krieg (XI)
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SONIA MIKICH führt heute das Kriegstagebuch der taz.

Meine Exit-Strategie

Nun gehen den US-Bombern die Ziele aus. Grad so wie im Kosovokrieg, als dann dieselben Munitionslager wieder zerstört, als dieselben Trümmer nochmals aus der Luft pulverisiert wurden. Und der Erzbösewicht Ussama lässt sich genauso wenig vor einen Untersuchungsrichter bomben wie seinerseits Slobo der Serbe an den Verhandlungstisch.

Kollateralschaden – sprich gesichtslose tote Zivilisten mit unaussprechlichen Namen – damals wie heute. Die Nördliche Allianz – der gleiche verdächtige Männerbund wie die UÇK. Dennoch lernen wir nicht aus der Vergangenheit, mag sie auch erst zwei Jahre alt sein. Oder habe ich etwa westliche Politiker überhört, die eine ernsthafte exit strategy parat haben, wenn das Afghanistan-Abenteuer nicht aufgeht?

Meine sieht so aus: Ussama, seine Nummer zwo, Aiman al-Sawahiri, Mullah Omar und ein paar hundert weitere Steinzeit-Islamisten sprengen sich vor laufender CNN-Kamera reuig in die Luft, nicht ohne vorher ihre Millionen dem Wiederaufbau Manhattans zur Verfügung gestellt zu haben. Die Schläfer lassen sich vom Westen korrumpieren und führen weiter langweilige kleinbürgerliche Existenzen. Die Taliban kommen wegen ihres faschistoiden Frauenhasses vor ein internationales Strafgericht, dem die USA endlich zustimmen. Niemand denkt beim Wiederaufbau Afghanistans daran, „moderate Taliban“ einzubeziehen.

Zuletzt, Kollateralnutzen: Das Fernsehvolk bleibt so politisiert, wie es zurzeit ist, und guckt auch ohne Milzbrandgefahr fleißig „Weltspiegel“ und „Tagesthemen“.

MONTAG: Wiglaf Droste