Dabeisein ist nicht alles

Rot-Grün verabschiedet sich mit dem Olympia-Konzept 2012. Darin spielt die Stadtbahn allerdings noch eine zentrale Rolle  ■ Von Peter Ahrens

Es ist ein Projekt, das „ja über mehrere Legislaturperioden reicht“, sagt SPD-Noch-Innensenator Olaf Scholz und grinst ein bisschen. Wer weiß, wer 2012 regiert – in dem Jahr, in dem Hamburg die Olympischen Spiele ausrichten will. Die Grundlage hat Rot-Grün mit seinem gestrigen Senatsbeschluss pro Olympia-Bewerbunskonzept gelegt, ausführen wird es allerdings ein CDU-geführter Senat, und dessen Bürgermeis-ter in spe, Ole von Beust, hat einen Grundpfeiler der rot-grünen Olympiaüberlegungen schon mal he-rausgebrochen. Das SPD-GAL-Konzept fußt darauf, die BesucherInnen der Spiele mit der Stadtbahn durch die Stadt zu transportieren. Von Beust hat dagegen alle Stadtbahn-Pläne erst einmal gestoppt.

„Wenn die Stadtbahn wegfällt, ist das Verkehrsproblem ungelöst“, erläutert GAL-Stadtentwicklungssenator Willfried Maier seine Bedenken auf der Landespressekonferenz und appelliert an den Nachfolge-Senat, „darüber noch einmal nachzudenken“. Schließlich rechne man, wenn Hamburg tatsächlich Olympia-Stadt werden sollte, mit 500.000 BesucherInnen pro Tag, die irgendwie zu den Sportstätten transportiert werden müssen. Sportstätten wie das noch nicht vorhandene Olympiastadion am Grasbrook, wie das noch nicht vorhandene Schwimmstadion am Segelschiffhafen gegenüber der HafenCity.

„Wir reden über ein Weltereignis“, sagt Bürgermeister Ortwin Runde (SPD), der seinen CDU-Nachfolger „selbstverständlich im Vorfeld über das Konzept informiert“ hat. Ein Weltereignis, bei dem Hamburg in Sachen Bewerbung „die Devise: Dabeisein ist alles nicht ausreicht“. Runde wird zum Abschied noch einmal hochfliegend: „Wir wollen bei der Bewerbung ganz oben auf dem Treppchen stehen.“

Dafür will man in der ersten Stufe der Bewerbung gut 12 Millionen Mark in Marketing und Vorarbeiten investieren, eine Summe, die zur Hälfte von der privaten Wirtschaft aufgebracht werden soll. Mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace will man zudem intensiv zusammenarbeiten, um Umweltschutz und Nachhaltigkeit als Trumpf in die Bewerbung einzubringen. „Da können wir Sydney 2000 noch toppen. Wir können noch grüner werden“, glaubt Maier. Dazu gehört, dass keine Sportstätten vorzeitig gebaut werden, bevor nicht klar ist, ob Hamburg den Zuschlag erhält. „Wir wollen keine brachliegenden Bauten“, sagt Scholz.

Von Beust hat das Konzept im Grundsatz gestern für gut befunden und, schon ganz Bürgermeister-Sprech, von einer „großen Herausforderung für alle Verantwortlichen“ geredet. Nur der Regenbogen macht bei der großen Olympia-Harmonie immer noch nicht mit. Deren Sprecherin Heike Sudmann hat gestern einen „Volksentscheid“ für die Bewerbung gefordert. Den gab es gestern allerdings schon im NDR. Bei einer Telefonumfrage der Hamburg Welle waren 45 Prozent für Olympia in Hamburg – 55 Prozent lehnten eine Bewerbung ab.