Aufklärung per Stromrechnung

In Österreich müssen Stromversorger jetzt zum ersten Mal in Europa deklarieren, wie ihr Strom erzeugt wird. Label soll den Kunden mehr Transparenz garantieren

FREIBURG taz ■ Erstmals in Europa hat jetzt ein Land die Deklarationspflicht für Stromlieferungen eingeführt: In Oberösterreich müssen Stromhändler künftig auf jeder Rechnung die Zusammensetzung des verkauften Strommixes angeben. Mitte Oktober hatte die Landesregierung die Verordnung einstimmig verabschiedet. Darin heißt es: „Stromhändler, die Endverbraucher in Oberösterreich beliefern, sind verpflichtet, auf der Jahresstromrechnung des Endverbrauchers den Anteil an verschiedenen Primärenergieträgern, auf Basis deren die von ihnen gelieferte elektrische Energie erzeugt wurde, auszuweisen.“

Dies betreffe auch ausländische Anbieter, wenn sie Strom an österreichische Endkunden liefern, sagt Gerhard Dell vom Oberösterreichischen Energiesparverband. Derzeit werden die 1,4 Millionen Oberösterreicher von 39 Stromhändlern versorgt; 19 Unternehmen im Land besitzen eigene Stromnetze. Um Manipulationen zu vermeiden, hat die Landesregierung in Linz festgelegt, dass jeder Stromhändler für alle seine Kunden einen „einheitlichen Mix an Primärenergieträgern auf der Basis seiner Gesamtlieferung auszuweisen“ hat. Damit wird vermieden, dass ein Versorger ökologisch orientierten Kunden mehr Ökostrom zuschreibt, anderen Kunden aber dafür mehr Atomstrom anrechnet.

Ein Stromversorger wie Eon beispielsweise, der seinen Kunden vorgaukelt, sie könnten ihren Strom selbst mixen, muss in Oberösterreich also auf jeder Stromrechnung seinen Gesamtmix abdrucken.

Auf einem 8 mal 8 Zentimeter großen Label müssen die Stromhändler ihren Kunden die Informationen über die Anteile der Primärenergieträger prozentgenau aufschlüsseln. Ist der Nachweis nicht möglich (zum Beispiel beim Kauf über eine Strombörse), so ist der europäische Mix mit 37 Prozent Atomstromanteil heranzuziehen. Der schlechte europäische Mix wird die Unternehmen also motivieren, sich um Transparenz bei den eigenen Bezugsquellen zu bemühen.

Auch in anderen Ländern Österreichs sollen die Kunden bald wissen, woher der Strom kommt: Die Steiermark, Kärnten und Vorarlberg wollen dem Vorbild von Oberösterreich schon bald folgen. BERNWARD JANZING