dieser verdammte krieg (xxLLL)
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ROGER WILLEMSEN führt heute das Kriegstagebuch der taz.

Der Wiederaufbau hat begonnen

Nicht lange her, da galt der Hinweis als illoyal, beim World Trade Center habe es sich um das Welthandelszentrum gehandelt, also um ein Gebäude mit Symbolcharakter für Arm und Reich, Erste und Dritte Welt, den Herrschaftsanspruch westlicher Finanz- und Wertsysteme. Dann kamen der Anschlag, das Mitleid, die Solidarität.

Der Anschlag provozierte Bombenteppiche, die inzwischen wohl eher für uns und die Kameras verlegt werden, als der Ergreifung der Täter zu dienen. Das Mitleid spezialisierte sich und hatte irgendwie auch mit der Architektur zu tun.

Anders gesagt: Hätten die Anschläge ein anderes Gebäude getroffen, hätte auch das Mitgefühl eine andere Qualität gehabt. Schließlich schlug sich die Solidarität in vereintem Kriegstreiben, realpolitischem Leiderleider-dafür-sein-Müssen und achselzuckendem Abnicken von Massenmord an Zivilisten nieder.

Jetzt schließt sich der Kreis: Die Allianz gegen den Terror bringt Mächte zusammen, die sich früher aus humanitären Gründen Schwierigkeiten beim Warenverkehr gemacht haben. Heute sitzen sie vereint gegen islamische Fundamentalisten zusammen. Was aber dabei herauskommt, sind milliardenschwere Aufträge für die Wirtschaft.

Das Thema „Menschenrechte“ wurde von Schröder in China nicht einmal mehr angesprochen. Es sei ohnehin immer nur ein Ritual gewesen, sprach der Kanzler.

Wohl wahr. So führt der Anschlag auf das Welthandelszentrum zu einer nie dagewesenen Allianz der Welthandelszentren und so zu einer Verschärfung der Verhältnisse, die ein Motiv für den Anschlag bildeten.

MONTAG: Wiglaf Droste

Anmerkungen? unfried@taz.de