100 Prozent Windstrom für Sylt

Wer Nordsee-Windmüller werden will, kann das noch bis Ende des Jahres: Mit einem Anteil an Deutschlands größtem geplanten Bürgerwindpark im Meer. Mangels vergleichbarer Projekte ist die Rendite noch nicht prognostizierbar

Im März dieses Jahres begannen die neun Gründungskommanditisten vom bislang einzigen in Deutschland geplanten Offshore-Bürgerwindpark „Butendiek“ mit ihrem ehrgeizigen Vorhaben: 20.000 Anteile wollen die neun Initiatoren aus Nordfriesland bis Ende des Jahres an bis zu 20.000 Bürger verkauft haben, um damit den Bau eines Windparks rund 35 Kilometer westlich von Sylt zu finanzieren.

Die Anteile in Höhe von je 5.000 Euro sollen für möglichst viele Menschen erschwinglich sein. Inzwischen wurden mehr als 16.500 Anteile von insgesamt rund 4.300 Personen gezeichnet. „Die 20.000 Anteile werden wir bald verkauft haben, aber 20.000 Anteilseigner kriegen wir wahrscheinlich nicht zusammen“, schätzt Hans Feddersen von Butendiek. Trotzdem wurde das Projekt dank seiner sozialen Komponente als einziges in Schleswig-Holstein als Agenda-21-Aktion ausgezeichnet.

Zunächst können die Zeichner nur einen Risikoanteil von 250 Euro erwerben, denn noch hat Butendiek, wie auch alle anderen Antragsteller für Offshorewindparks in Deutschland, keine Baugenehmigung. Erst bei deren Erteilung können die Anteile auf 5.000 Euro aufgestockt werden.

Ökonomische Planungsgrundlage des Windparks ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz vom vergangenen Jahr, das über einen Zeitraum von neun Jahren eine Vergütung von 17,8 Pfennig pro Kilowattstunde Windstrom vorsieht. Da es bisher noch keine Windparks in vergleichbarer Entfernung, Wassertiefe und mit den geplanten 3-Megawatt-Anlagen gibt, wollen und können die Butendieker noch keine konkreten Angaben zur Rendite machen.

Im Vergleich zu den Planungen anderer Antragsteller sind die Dimensionen von Butendiek geradezu bescheiden. Trotzdem stellt die Höhe der Investitionskosten ein Risiko dar, demgegenüber aber große Chancen stehen, denn das Windaufkommen auf der Nordsee ist viel höher als an Land. Wenn die erwarteten Kosten und Energieerträge eintreffen, könnte Butendiek mutmaßlich eine überdurchschnittliche Rendite erzielen.

Hinsichtlich des Klimas fällt die Bilanz in jedem Fall positiv aus: Der Park wird die Insel Sylt vollständig mit regenerativem Strom versorgen können. Eine Vereinbarung zur Abnahme des Windstroms auf der Insel wurde bereits mit dem Sylter Energieversorger EVS getroffen. Insgesamt liefert das Projekt Strom für 200.000 Haushalte.

Ein Stolperstein für die Genehmigung könnte aus derzeitiger Sicht nur der Naturschutz werden. Die Butendieker planen in einem noch nicht der EU gemeldeten Important Bird Area (IBA) für seltene Rastvögel. Wolfgang Paulsen von Butendiek geht aber davon aus, dass es sich hierbei weniger um ein ökologisches Problem handelt, sondern eher um ein formaljuristisches. „Ich bin optimistisch, dass die Meldung des Schutzgebietes durch Bund oder Länder bald erfolgt“, meint er. Damit wären dann Ausnahmegenehmigungen möglich.

Größte Unbekannte ist der Vogelzug. „Wir haben uns einen Standort gesucht, der nach allem, was wir bis jetzt wissen, nicht in einem extrem sensiblen Bereich liegt“, so Paulsen. „Wir favorisieren Konzepte, die die Risiken für Vögel minimieren: Beleuchtung oder das Abstellen der Anlagen in den wichtigsten Zugnächten.“ NICOLE PAUL

Infos unter www.butendiek.de oderunter Tel. (0 48 41) 66 95 22