Trend zum Filigranen

■ Regale nicht nur für Menschen mit kleinem Geldbeutel

Ja, aus „Billy“ wächst man raus. Aber das Regal, das Ordnungssystem an sich, ist zeitlos. Stephan Ibelher, Hamburger Möbeltischler, ist Zeuge. Maßgeschneiderte Regale sind seine Spezialität. Dabei geht der Trend – das sieht auch der Eimsbütteler Kollege Marko Sikora so – zum Leichten und Filigranen. „Der schlichte Stil der 60er Jahre ist wieder im Kommen.“ Praktisch soll es sein – aber vor allem ästhetisch ansprechend.

Geschmacklich anerkannt ist derzeit vor allem die ausgewogene Gliederung. Die Regalbretter werden gleichmäßig und symmetrisch eingebaut. Dazu gibts eine Reihe von optischen Kniffen, die sich bewährt haben. Wer zum Beispiel die Abstände der Regalbretter zur Decke hin verringert, lässt Wände höher wirken als sie sind, sagt der Fachmann. Er hat für Kunden, die unbedingt ein quasi-schwebendes Gestell wollten, schon Buchrücken auf die Senkrecht-Stützen geklebt. Kein Holz mehr zu sehen. Anderswo hat er die Bretter in einer Gipskarton-Wand unsichtbar gemacht.

Ibelher unterscheidet zwischen gewöhnlichen Regalen und Bibliotheken, die besonderen funktionalen Gesichtspunkten genügen müssen. Wer irgendwann nicht mehr weiß, wohin mit seinen Büchern, lässt sich möglicherweise für verschiebbare Regale erwärmen. Im Millimeterabstand voreinander aufgebaut, erlauben solche Wände unkomplizierten Zugriff auf jedes Buch. Auch große Möbelmarken führenAusführungen solcher Systeme in ihren Programmen.

Zu einer Bibliothek gehört auch, besonders schöne Bücher auf schrägen Ablagen zu präsentieren – oder in Vitrinen. Das schützt die Bücher gegen Staub und vermeidet lästige Hausarbeit. Aber nur wenige Leseratten wollten ein Regal komplett mit Glastüren zur Schrankwand umfunktionieren, sagt Sikora. Eher komme die Idee an, aus Regalen eine Wohnlandschaft zu bauen – quasi Bücherburgen als Schutzräume für Lesende. Sowas hat es als Kunstwerk schon ins Museum geschafft.

Schmückend sind auch frei im Raum aufgestellte Regale – die sich beiderseits bestücken lassen. Ideal für den Standard von 30 Zentimetern Regaltiefe und zugleich beliebter als schmale Regale. „Schmalen Brettchen trauen Viele nicht“, sagt Ibelher. Dabei reichten die locker für Taschenbücher und sogar für gebundene Ausgaben. G. Knödler