Neues Massaker statt Versöhnung in Burundi

Bei schweren Kämpfen zwischen der Armee und Hutu-Rebellen werden 500 Menschen getötet. Truppenpräsenz von Südafrikanern heizt Konflikt an

BRÜSSEL taz ■ Der Krieg in Burundi eskaliert. 500 Menschen sollen nach offiziellen Angaben um Weihnachten getötet worden sein, als die Armee die Hutu-Rebellenbewegung „Nationale Befreiungsfront“ (FNL) aus ihrer wichtigsten Basis bei der Hauptstadt Bujumbura vertrieb. Der Wald Tenga, von dem aus die FNL regelmäßig angreift, sei vollständig erobert worden, hieß es.

Die Armee hatte befürchtet, dass die Hutu-Rebellen zur Jahreswende eine Großoffensive in die Hauptstadt hinein versuchen würde. Die Rebellen haben ihre Angriffe in den letzten Monaten ständig verstärkt – parallel zur Umsetzung des Friedensabkommens, das die Regierung des Tutsi-Präsidenten Pierre Buyoya im Sommer 2000 mit allen zivilen politischen Parteien geschlossen hatte. Höhepunkt der Umsetzung war die Einsetzung einer Allparteienregierung am 1. November dieses Jahres. Sie soll eine Demokratisierung vorbereiten und die Rückkehr exilierter Hutu-Führer ermöglichen. Die internationale Gemeinschaft unterstützt diese Konstruktion und versprach bei einer Geberkonferenz in Genf Anfang Dezember 760 Millionen Dollar für den Wiederaufbau nach dem Krieg und den Kampf gegen Aids.

Doch Wiederaufbau und Versöhnung in den Regierungsgebäuden Bujumburas erscheinen bizarr, wenn wenige Kilometer außerhalb der Stadt in den Bergen Krieg herrscht. Burundis Hutu-Rebellen lehnen die Übergangsregierung ab und kämpfen nach eigenen Angaben dafür, dass die „monoethnische Tutsi-Armee“ kaserniert wird. Die Armee agiert in der Gewissheit, dass die Tutsi-Minderheit Burundis sie als Garant ihres Überlebens ansieht, aber das Vertrauen der Regierung hat sie nicht: 700 Soldaten aus Südafrika sind in Bujumbura stationiert, um rückkehrende Hutu zu schützen.

Radikale Tutsi-Gruppen haben mehrfach gegen die Anwesenheit der Südafrikaner demonstriert. Unter dem Druck radikaler Tutsi stellt die Entourage des Staatschefs Buyoya die südafrikanische Truppenentsendung als widerwillige Konzession an die ausländischen Geber dar und versucht, die Aktivitäten der Südafrikaner einzuschränken. So klagte Südafrikas Verteidigungsminister Mosiwa Lekota unlängst, dass die südafrikanischen Soldaten zwar im Zentrum von Bujumbura stationiert sind, ihre Hubschrauber aber nur auf dem internationalen Flughafen zehn Kilometer außerhalb stehen dürfen, was ihre Bewegungsfreiheit stark einschränkt.

Das Misstrauen der Tutsi-Parteien gegenüber den Südafrikanern wurde nicht kleiner, als der prominenteste der aus dem Exil unter südafrikanischem Schutz zurückgekehrten Hutu-Politiker, Jean Minani, die Hutu-Rebellen als „Widerständler“ bezeichnete und damit deren Kampf sowohl gegen die Übergangsregierung wie auch gegen die Tutsi zu legitimieren schien. Minani wandte sich auch gegen einen Waffenstillstand. Damit bestätigt er die radikalen Tutsi, die die Armee zur Verstärkung ihres Kampfes gegen die Rebellen aufrief. Das Ergebnis sind Blutbäder wie das im Wald von Tenga, und die Geber werden ihre Gelder wohl noch eine Weile behalten können. FRANCOIS MISSER