WestLB ignoriert Kritik an ihrem Pipelineprojekt

Die Weltbank schickt einen scharfen Brief nach Düsseldorf, doch NRW-Banker machen weiter wie bisher. Leitung in Ecuador könnte Biotope zerstören

BERLIN taz ■ Die Westdeutsche Landesbank (WestLB) hält trotz massiver Kritik der Weltbank an der Finanzierung einer Erdölpipeline in Ecuador fest. Die Bank, die zu 43,2 Prozent dem Land Nordrhein-Westfalen gehört, unterstützt das umstrittene Objekt mit einem Kredit von etwa einer Milliarde Euro. Ein Sprecher der WestLB sagte gestern, eine Neubeurteilung des Projekts sei nicht notwendig.

Die Bank hat Bedenken gegen das Projekt bisher immer mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass mehrere Gutachten die Einhaltung der „strengen Umweltstandards“ der Weltbank bestätigten. Nun aber distanziert sich die Weltbank, die im betroffenen Gebiet selbst ein Naturschutzprojekt betreut, von dem Bau der Pipeline.

In einem Schreiben an die WestLB und an das Pipelinekonsortium OCP weist die Weltbank auf „schwer wiegende Umweltrisiken“ hin: So würden zum Beispiel wertvolle Lebensräume zerstört und der Bau von Zufahrtswegen würde Brandrodungen und Wilderei nach sich ziehen. Deshalb fordert die Weltbank von den Betreibern, die Einhaltung der Standards durch unabhängige Gutachter überprüfen zu lassen.

Die Einwände lässt die WestLB im Wesentlichen abprallen. Schließlich habe die Weltbank nur allgemeine Bedenken geäußert, heißt es bei der Bank. Diese würden bereits in den bisherigen Gutachten abgedeckt, die die Westdeutsche Landesbank in Auftrag gegeben hatte. Außerdem werde das Projekt während des Baus von unabhängigen Experten überwacht, was aber Aufgabe des Bauträgers sei: „Die WestLB ist davon überzeugt, dass sich OCP einem Dialog mit einer unabhängigen Organisation oder Persönlichkeit nicht verschließen wird.“

Umweltorganisationen wie Greenpeace und „Rettet den Regenwald“ kritisieren den geplanten Bau heftig. Denn die 500 Kilometer lange Trasse führt mitten durch elf Naturschutzgebiete, darunter auch ein wichtiges Vogelschutzgebiet, das als einziger Lebensraum einer seltenen Kolibriart gilt. Durch den Bau würde es zerstört.

Da in der Region eine hohe Erdbebentätigkeit herrscht, ist es nicht wahrscheinlich, dass die Pipeline leckschlagen könnte.

Auch im NRW-Finanzministerium hält man sich bedeckt. Als Anteilseigner könne man sich nicht in die Geschäfte des Unternehmens einmischen. Die WestLB habe aber „Sorge zu tragen“, dass internationale Standards eingehalten würden.

DANIEL FERSCH