Schulenbergs letzter Schuss

■ Der KPS-Chef gibt seine 51 Prozent an „Hair“ an seinen Mitgesellschafter Korn-Arend ab / Die Zukunft des Theaters am Richtweg ist weiter ungewiss, sicher ist nur: Bremen muss zahlen

Klaus Peter Schulenberg steigt aus „Hair“ aus. Gestern erklärte der Unternehmer, dass er seinen 51-prozentigen Anteil, den er über die „Hanseatische Musiktheater Beteiligungsgesellschaft“ an der Musical-Betriebsgesellschaft hielt, verkauft habe. Käufer ist die Korn-Arend-Immobilien-Gruppe aus Frankfurt/Main, mit 49 Prozent bereits Mitgesellschafterin. Ihr gehört auch das Theater am Richtweg. Über die Höhe des Kaufpreises wurden keine Angaben gemacht.

Michael Arend äußerte sich ges-tern nicht, ob er „Hair“ weiterbetreiben wolle. Musical-Geschäftsführer René Meyer-Brede sagte, er wolle Karten bis zum 31. März verkaufen. Voraussetzung sei, dass „die Gespräche über die Marketingzuschüsse erfolgreich abgeschlossen werden können.“ Offenbar hält er also den von der Stadt vorgeschlagenen Marketing-Zuschuss von 700.000 Mark für ausreichend, um „Hair“ bis Ende März erfolgreich zu spielen – vor Weihnachten war diese Summe vom Musical-theater vorgeschlagen worden. KPS-Chef Schulenberg hatte die Verhandlungen darüber am Freitag zum Platzen gebracht, als er eine Mindestsumme von 1,6 Millionen Mark für notwendig erklärt hatte.

Die Ablehnung dieser Zahlung bezeichnet Schulenberg jetzt als letzten Auslöser für seinen Ausstieg aus dem Musical. Schon zuvor sei er von der Stadt beim Musical-Marketing mehrfach hängen gelassen worden: „Wirtschaftssenator Hattig hatte mir mehrfach schriftlich als auch mündlich zugesichert, die Hälfte von jährlich 10 Millionen Mark an Marketing-Ausgaben zu übernehmen.“ Für 2002 seien immerhin noch 2,5 Millionen Mark zugesichert worden. Ein Sprecher des Wirtschaftsressorts widerspricht: Hattig habe alle Verträge und Zusagen gegenüber Schulenberg eingehalten. Der wiederum wettert: „Es ist mir unverständlich, wie die Stadt derart laienhaft mit der vorzüglichen Spielstätte am Richtweg umgehen kann.“ Und: „Ich habe bis zur letzten Patrone gekämpft.“

Schulenbergs letzter Schluss ist womöglich gar kein unlukrativer. Juristisch möglich ist sein Ausstieg durch eine Klausel im Rahmenvertrag zwischen KPS und der Hanseatischen Veranstaltungs Gesellschaft (HVG). Demnach dürfen die Musical-Betreiber bei einem operativen Verlust von fünf Millionen Mark die Segel streichen.

Viele halten die Rechtmäßigkeit von Schulenbergs Ausstieg jedoch für überprüfungsbedürftig. Falls aber alles glatt geht, hätte Klaus-Peter Schulenberg das Musical-Abenteuer mit einem verschmerzbaren Verlust von 3,3 Millionen Mark hinter sich gebracht, etwaige Nebenabsprachen mit Korn-Arend nicht eingerechnet.

Das Entscheidende: Die beiden „Zuckerstücke“, die ihm einst Übernahme des Musical versüßten, bleiben aller Voraussicht nach erhalten: Die zuvor städtischen Anteile am Ticket Service Center (TSC) und das Sahne-Grundstück an der Contrescarpe, auf dem er seine neue Firmenzentrale errichten soll. Schulenberg: „Bis Ende des Monats läuft der Architekturwettbewerb, dann wird gebaut.“

Auch der Erwerb der TSC-Anteile samt der Verkaufsrechte in der „Glocke“ war mit 1,365 Millionen Mark ein günstiges Geschäft. Fakt ist allerdings, dass dieses Geld bis heute nicht bei der Bremer Touristik Zentrale eingegangen ist. Schulenberg zur taz: „Das ist nicht Gegenstand dessen, was wir heute zu sagen haben.“ Dem Vernehmen nach sind derzeit Rechtsanwälte damit beschäftigt, den Zahlungsprozess zu untersuchen – die Stadt, bekannt für ihre schlechten Verträge, dürfte sich auf einiges gefasst machen.

Auch Arend ist als neuer alleiniger Betreiber dazu verpflichtet, eine „angemessene Anschlussproduktion“ laufen zu lassen. Ob ihm das gelingt, ist mehr als fraglich. Die Stadt aber muss noch zwölf Jahre lang jeweils 4,5 Millionen Mark für den Umbau des ehemaligen Zentralbades zur Musicalspielstätte abstottern – das Gesamtinvestition belief sich auf stolze 54,5 Millionen Mark.

Henning Bleyl