Fette Suppe: „Hair“ und das Ticket Service Center

■ Der neue „Hair“-Betreiber will Marketing „auf niedrigem Niveau“ probieren

Der nunmehr alleinige Betreiber des „Hair“-Musicals am Richtweg, Michael Arend, hat „frischen Wind“ angekündigt.

Er wolle das Unternehmen in „sinnvolle Bahnen“ lenken, nämlich mit einem Marketing „auf niedrigem Niveau“ in einen Umkreis von 150 bis 200 Kilometern um Bremen, das von Woche zu Woche in seiner Wirksamkeit überprüft werde. Eine Garantie, „Hair“ bis zum 31. März zu spielen, könne er jedoch keinesfalls geben – die daran gekoppelten 700.000 Mark Marketing-Zuschuss von der Stadt stünden in keiner Relation zum unternehmerischen Risiko. Stattdessen wolle er von der Stadt einen „deutlich geringeren“ Betrag – den aber garantiefrei. Bremens oberster Marketing-Mann, BMG-Chef Klaus Sondergeld, kommentiert: „Bei diesem Konzept bin ich sehr skeptisch.“

Die Skepsis von SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen geht noch weiter: Selbst die Zusage, bis Ende März das Musical zu spielen, würde es nicht rechtfertigen, Mitte Januar 700.000 Mark Steuergeld für die „Hair“-Werbung zu spendieren.

Sein Fraktionskollege Joachim Schuster schlägt noch schärfere Töne an: Schulenberg (KPS) wolle sich mit seinem Musical-Ausstieg offensichtlich „aus der Verantwortung stehlen“. Der Senat müsse nun genau prüfen, inwieweit die „Vergünstigungen für den Unternehmer Schulenberg“ etwa beim Verkauf des Ticket-Service Centers noch gerechtfertigt seien. Auch die FDP und Grüne verwiesen darauf, dass der Senat das TSC „deutlich unter Wert“ verkauft habe.

Wie die taz gestern berichtete, hätte Schulenberg 1,365 Millionen Mark für das TSC-Geschäft zahlen sollen, die aber noch nicht überwiesen sind. Trotzdem – und obwohl laut Eintrag im Handelsregister (HRB 11 576) immer noch Sparkasse und Bremer Touristik Zentrale die alleinigen Gesellschafter des TSC sind – nimmt die KPS-Tocher CTS Eventim schon alle Rechte einer Gesellschafterin wahr.

Derweil befindet sich Schulenberg immer noch in Nachverhandlungen mit der Hanseatischen Veranstaltungs Gesellschaft über den Kaufpreis für die TSC-Anteile. HVG-Sprecher Torsten Haar: „Herr Schulenberg hält das TSC für zu hoch bewertet.“ Hintergrund dafür dürfte das schlechte Kartengeschäft mit „Hair“ sein. Insofern ist die Musical-Krise sogar eine Argumentationshilfe für den Unternehmer in seinen Verhandlungen über den Kaufpreis. Letztendlich könnte KPS sogar eine Liquidierung von TSC recht sein – schließlich verdient die Sparkasse mit ihrem 50-prozentigen Anteil an TSC an jeder verkauften Karte mit. Da wäre eine alleinige Marktführerschaft der 100-prozentigen KPS-Tochter CTS Eventim schon profitabler.

Am Freitag tritt der neu geschaffene BMG-Beirat zusammen, um über das Musical-Marketing zu beraten. Und die „Hair“-Belegschaft? Sie wird heute auf einer Betriebsversammlung über die Absichten des neuen Betreibers informiert.

Henning Bleyl