Solon strahlt nicht mehr

Hersteller für Solaranlagen berief wegen seiner hohen Verluste außerordentliche Aktionärsversammlung ein. Anleger kritisieren Informationspolitik der Firma

BERLIN taz ■ Die Berliner Solon AG steckt in der Krise. Im Geschäftsjahr 2001 machte der Hersteller von Solarstromanlagen so hohe Verluste, dass der Vorstand für den gestrigen Dienstag eine außerordentliche Hauptversammlung der Aktionäre einberufen musste.

Laut Aktiengesetz ist das der Fall, wenn der Verlust die Hälfte des gezeichneten Stammkapitals übersteigt. Bei der Solon AG bilden Aktien im Nennwert von etwa 7,4 Millionen Euro das Stammkapital, der Verlust betrug bereits im dritten Quartal 2001 3,75 Millionen Euro. Für das gesamte Geschäftsjahr werden 5,86 Millionen Euro Verlust prognostiziert, beinahe dreimal so viel wie noch im Jahr 2000 (1,9 Millionen Euro).

Normalerweise gilt eine solche Geschäftsentwicklung als einschneidende Situation für ein Unternehmen – für den Solon-Vorstand ist sie kein Grund zur Beunruhigung. Die Verlustanzeige sei ein ganz normaler Vorgang, sagte Vorstandssprecher Alexander Voigt gestern vor den Aktionären. Und Finanzvorstand Harald Rothschedl erklärte den hohen Verlust mit dem schwachen Finanzmarkt des letzten Jahres.

Eigentlich, so Rothschedl, wollte die Solon AG 2001 neue Aktien ausgeben, um ihre Produktion weiter ausbauen und den Bertrieb umstrukturieren zu können. Da dies nicht möglich gewesen sei, habe man einen Kredit über 5,11 Millionen Euro aufgenommen, wodurch der hohe Verlust in der Bilanz entstanden sei. Dieses Geld, so Rothschedl, genüge, „um 2002 den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und das Wachstum des Unternehmens zu sichern“.

Sein Vorstandskollege Voigt zeigte sich überzeugt, dass Solon im laufenden Geschäftsjahr die Gewinnzone erreichen werde. Die Auftragsbücher, so Voigt, seien voll und die Produktion der nächsten zwei Monate „bereits verkauft“.

Eine Überzeugung, die nur wenige der anwesenden Aktionäre teilten. Ein Vertreter der „Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz“ wies unter großem Beifall darauf hin, dass bereits in den letzten Jahren die vom Vorstand gesteckten Geschäftsziele stets verfehlt wurden. Die Darstellung der Situation durch den Vorstand sei „verharmlosend“.

Auch Philipp Spitz, Analyst bei der Umweltanlageberatung „Murphy & Spitz“, rät, die positiven Prognosen von Solon „mit größter Vorsicht“ zu genießen. Genau könne er das jedoch nicht beurteilen, denn sein Unternehmen beobachte Solon wegen schlechter Erfahrungen schon längere Zeit nicht mehr. Die Anleger jedenfalls haben das Vertrauen in die Solon AG längst verloren. Der Aktienkurs des Unternehmens befindet sich seit Mitte 2000 (Höchststand: 20,80 Euro) im freien Fall und ist inzwischen bei 2,50 Euro angekommen. DANIEL FERSCH