Jungfernstieg bald wieder Platz

■ Versandhausgründer Otto finanziert Architekturwettbewerb zur Umgestaltung. Bloß der Alsterpavillon muss bleiben

Der Senat will den Jungfernstieg aufwerten. Er hat deshalb zusammen mit der Stiftung „Lebendige Stadt“ einen Architekturwettbewerb ausgelobt, den der Versandhausgründer Werner Otto mit einem Etat von 200.000 Euro ausstattet. Ziel, so der Stiftungsvorsitzende Andreas Mattner, sei es, den Jungfernstieg wieder „zur Visitenkarte der Stadt zu machen“.

Nach den Vorstellungen der Auslober sollen sich prominente Architekten und Planer aus der ganzen Welt Gedanken über das Areal am Kopfende der Binnenals-ter machen, insbesondere über den Raum zwischen der Fahrbahn und dem Alsteranleger. Vorbild sind die 30er Jahre, als das Areal, zu beiden seiten eingefasst von Pavillons, den Charakter eines Platzes hatte. Zum letzten Mal war der Jungfernstieg 1969 bis 1975 im Zuge des S-Bahn-Ausbaus umgestaltet worden.

„Es geht nicht darum, große neue gigantische Erfindungen zu machen“, sagte Oberbaudirektor Jörn Walter bei der Vorstellung des Projekts im Phönixsaal des Rathauses. Die Absicht sei vielmehr, den Platz aufzuräumen, sprich: die vielen Ein- und Umbauten der vergangenen Jahrzehnte zu entfernen und die Fläche aus einem Guss neu zu gestalten. Dabei sollen die Einkaufsstraßen hinter dem Jungfernstieg besser mit der Alster verbunden und der Ausgang der geplanten Europapassage an der Ecke Ballindamm bedacht werden.

Zum feststehenden Rahmen gehört außerdem die Abstufung hinunter zur Anlegestelle der Alsterdampfer. Das Einzige, was die Planer sonst erhalten müssen, ist der Alsterpavillon aus den 50er Jahren, der kürzlich unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der eckige Pavillon auf der gegenüberliegenden Seite wird sehr wahrscheinlich fallen, auch wenn die Auslober betonten, sie wollten der Phantasie der Wettbewerbsteilnehmer keine Grenzen setzen.

Bürgermeister Ole von Beust könnte sich sogar vorstellen, den Verkehr auf dem Jungfernstieg zu beschränken, um die Verbindung zwischen dem Alsterufer und den Einkaufsstraßen zu verbessern. „Ich bin für alles offen, solange der Verkehr nicht völlig erlahmt“, sagte er. Wirklich etwas sagen könne er allerdings erst wenn die Ergebnisse des Wettbewerbs vorlägen. Im März sollen dafür zehn Teams aus ganz Europa gekürt werden. Spätestens im August soll eine Jury unter ihnen nach einem einstufigen Wettbewerb den Sieger wählen.

Die im vergangenen Jahr gegründete Stiftung „Lebendige Stadt“ will die kulturelle Vielfalt der europäischen Städte fördern. In Hamburg hat sie die Beleuchtung der Speicherstadt mitfinanziert.

Gernot Knödler