Aus dem Reich des Bayern: „Gleich werd ich sauer!“

Die schönsten Anekdoten über den sympathischen Ministerpräsidenten Doktor Edmund Stoiber, der im September sein Amt als Bundeskanzler der Bundesrepublik antreten wird

Anfang des Jahres stellte sich der bayerische Ministerpräsident Doktor Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat der Union zur Verfügung. Dieses historische Ereignis nahm die Wahrheit zum Anlass, um die schönsten Anekdoten aus dem Leben Edmund Stoibers zu erzählen.

Freunde nennen Edmund Stoiber gerne „blondes Fallbeil“. Und das kam so: Einmal begleitete der junge CSU-Generalsekretär seinen Ziehvater und Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß in ein Restaurant. Die Herren bestellten Schildkrötensuppe und warteten. Und warteten. Und warteten. Bis es Stoiber zu bunt wurde. Er ging in die Küche und sah den Koch mit Hackebeil über der Schildkröte stehen. Immer, wenn der Koch zuschlagen wollte, zog die miese Kröte den Kopf ganz schnell wieder ein. „Lassen Sie mich mal“, sagte Stoiber und ergriff das Beil. Dann steckte er der Schildkröte den Finger in den Po, der Kopf kam herausgeschossen – zack, ab war er. „Das ist ja ein toller Trick“, freute sich der Koch. Stoiber lächelte und fragte sanft: „Was meinen Sie, wie ich Franz-Josef Strauß jeden morgen die Krawatte binde?“

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Vor vielen Jahren stand in einer regnerischen Nacht Edmund Stoiber am Zaun des Kanzleramtes. Gerade wollte er am Zaun rütteln, als er in einem beleuchteten Fenster der Silhouette Helmut Schmidts gewahr wurde. Schweigend trollte sich der junge CSU-Politiker.

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Pflastersteine, Wasserwerfer, freie Liebe: Edmund Stoiber sah es mit Sorge, als 1968 die blutige Studentenrevolution ausbrach. Hurtig trat er dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) bei, und bald war alles wieder gut.

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Lange fragte sich Edmund Stoiber, wie wohl die Welt jenseits der Alpen beschaffen sei. Doch so sehr er sich auch auf die Zehenspitzen stellte – er konnte nichts erspähen. Erst kürzlich empfing er den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der es ihm in drastischen Worten schilderte. „Na, dann ist ja gut“, seufzte Stoiber erleichtert.

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Edmund Stoiber war vielversprechender Jurist kurz vorm Staatsexamen, als er eines morgens im Spiegel erste Anzeichen eines warzenhaften politischen Interesses an sich entdeckte. Kurz versuchte er, es zu ignorieren. Als das nichts nützte, irrte er lange durch die Stadt München, bis er an der Auslage eines Feinkostgeschäftes zu stehen kam. Dort entschloss er sich, zunächst einen Aal zu kaufen. Noch heute pflegt er vor schwierigen Entscheidungen sein scherzhaftes Bonmot zum Besten zu geben: „Na da muss ich mir wohl wieder einen Aal kaufen.“

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Eines Morgens, als Dr. Stoiber kurz nach dem Aufstehen noch sehr müde war, stolperte er über seine Socken und schlug sich das Kinn am Nachttischchen auf. Beim Aufrappeln stützte er sich versehntlich auf der eingeschalteten Herdplatte ab. Mit einem verlegenen Lächeln taumelte er zum Aquarium, um im Wasser seine Brandblasen zu kühlen. Er hatte dabei in der Aufregung den Zitteraal vergessen. Der elektrische Schlag katapultierte ihn ins Wohnzimmer. Als er versuchte, sich am Vorhang hochzuziehen, riss er die Gardinenstange aus der Halterung. Sie traf ihn schmerzhaft am Kopf. Herr Dr. Stoiber verlor dadurch das Gleichgewicht und stürzte durch die geschlossene Glastüre auf die Veranda, wo Frau Merkel schon zum Frühstück Platz genommen hatte. Noch immer guter Dinge – wiewohl übersäht mit Brand-, Platz-, und Schnittwunden – gesellte er sich zu seiner Kollegin. Beim Versuch, einen Löffel Frühstücksei zum Munde zu führen, tropfte ihm Dotter auf die Hose. Verstimmt soll er gesagt haben: „Gleich werd ich sauer.“

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Als Buben begegneten sich Edmund Stoiber und Gerhard Schröder in einem Pfadfinderlager und wurden sofort dicke Freunde. Gemeinsam streunten die kleinen Strolche durch Wald, Flur und Wiesen. Sie angelten Aale, pflückten Blumen, beobachteten Kaninchen und schauten einander beim Pipimachen zu. Sie waren unzertrennlich. Bis eines Tages einer von ihnen Bundeskanzler war und der andere es auch werden wollte.

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90.000 Zuschauer waren anwesend, als Bayern München einmal einen hohen Heimsieg einfuhr. Gerade, als ein Elfmeter für Bayern gegeben wurde, tauchte auf dem Stadionmonitor das Gesicht von Doktor Stoiber auf. Die Zuschauer buhten. Doktor Edmund Stoiber lächelte in die Kamera und winkte der tobenden Menge zu.

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Einmal reiste Doktor Edmund Stoiber, der George W. Bush Bayerns, nach Texas, dem Bayern Amerikas, und traf dort George W. Bush, den Doktor Edmund Stoiber Amerikas. Tag und Nacht streunten die beiden kleinen Strolche durch Wald, Flur und Wiesen. Sie angelten Aale, pflückten Blumen, beobachteten Kaninchen und schauten einander beim Pipimachen zu. Sie waren unzertrennlich. Bis eines Tages Doktor Edmund Stoiber wieder nach Hause musste.

ZUSAMMENGETRAGEN VON ARNO FRANK UND CORINNA STEGEMANN