Von rechts in Schutz genommen

■ Im Wahlkampf engagierte Innensenator Schill Leibwächter mit dubiosem Vorleben

Ein Innensenator pflegt Kontakte ins „Milieu“, auch zu seinem eigenen Schutz. Im Wahlkampf war Ronald Schill rund um die Uhr von Leibwächtern mit dubiosem Vorleben umgeben. Nachdem die Vorstrafen einiger Schill-Leibwächter jüngst bekannt wurden, verdichten sich nun Informationen, dass Schill seine Bodyguards auch aus dem Umfeld der Neonazi-Szene rekrutierte.

Etwa das Bruderpaar Thomas „Togger“ und Dushan G. Über Dushan Gs. im Gewerbegebiet Glashütte beheimatete Sicherheitsfirma „G. Personenschutz GmbH“ wurde Anfang 2001 der Kontakt zwischen Schill und seinen späteren Leibwächtern eingefädelt. Firmeninhaber Dushan G. hat sich nach Informationen der Morgenpost bereits in den 80er Jahren in der „Savage Army“ hervorgetan. Die rechtsextreme Skin-Punk-Gruppe sorgte als Schlägertrupp für „Ordnung“ auf Veranstaltungen „nationaler“ Gruppen.

Gegenüber der taz erklärte Dushan G., diese Behauptung sei „an den Haaren herbeigezogen“. Nicht äußern wollte er sich hingegen zu der taz vorliegenden Hinweisen, dass er und sein Bruder noch enger mit der Neonazi-Szene verwoben waren als bisher bekannt.

So sollen sich die Geschwister jahrelang im Dunstkreis der 1983 verbotetenen „Aktionsfront Nationaler Sozialisten (ANS) und ihrer Nachfolgeorganisation FAP bewegt haben. Beide werden auch mit paramilitärischen Geländespielen und Wehrsportübungen in Deutschland und im europäischen Ausland in Verbindung gebracht.

Auch bei Polizei und Staatsanwaltschaft ist zumindest der jüngere der beiden Brüder bestens bekannt. Wie auch der vergangene Woche in die Schlagzeilen geratene, vorbestrafte Bodyguard Horst J. geriet auch Togger mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt. Thomas G. wurde nach taz-Informationen in der Vergangenheit wegen gefährlicher Körperverletzung, Diebstahls und Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt. Ein 1993 angestrengtes Verfahren wegen Kokain-Besitzes wurde hingegen aus Mangel an Beweisen eingestellt.

Obwohl die Kontakte von Teilen der Hamburger Türsteherszene sowohl in die Neonazi-Szene wie auch ins Rotlicht- und Drogenmillieu auch der Schill-Partei bekannt gewesen sein müssen, scherten sich die selbst ernannten Saubermänner angeblich nicht um die Reputation der Bodyguards, die Schill im Wahlkampf auf Schritt und Tritt begleiteten. Er habe „kein Führungszeugnis verlangt“, begründet der Innensenator heute seine vermeintliche Ahnungslosigkeit.

Misteriös bleibt auch die Entlohnung der monatelang für Schill tätigen Schutztruppen. Der Behauptung Schills, die Bodyguards hätten kostenlos für ihn gearbeitet, bestritt Bodyguard Horst J. gegenüber dem Magazin „Panorama“ massiv. „Ich wurde bezahlt, ganz normal“, so Horst J. wörtlich.

Inzwischen soll laut Schill bei dem Leibwächter ein überraschender Meinungswechsel eingetreten sein. „Wenn Sie ihn heute fragen, wird er Ihnen sagen, dass er kein Geld bekommen hat“, erklärte der Innensenator am Wochenende. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Thomas Koch / Andreas Speit