Nicht clean, aber ultraclean

Kokainspuren sind abwaschbar: Ein Shampoo löst alle Probleme, verspricht der Hersteller. Glaubt der Innensenator das auch?  ■ Von Natascha Peleikis

Der heiße Tipp in der Szene: UltraClean, „das Shampoo, das Drogen aus dem Haar wäscht“. Übers Internet zu beziehen. Eine Anwendung genüge, und alles sei raus, also rein, verspricht der US-Hersteller Zydot. Die Firma Germadot, die UltraClean in Deutschland vertreibt, hat das hehre Ziel, das Recht des einzelnen auf Wahlfreiheit wahren zu helfen: „Kokain im Haar, Haschisch im Urin oder Ecstasy im Blut? Aber keine Angst mehr vor Drogen-Tests!“, so ihr Slogan. Tees, Energie-Drinks und eben Haarshampoo lösen Drogen-Probleme in wenigen Stunden. Das Haarshampoo gibt es im Dreierpack besonders günstig.

Hat er oder hat er nicht? Eine Frage, welche die Stadt an diesem Wochenende beschäftigt. Hat der Innensenator gut 100 Euro inves-tiert und seinen Haaren eine drei-stufige Kur verpasst? Mit Shampoo, Reiniger und Conditioner nicht waschen, schneiden, fönen, sondern „öffnen, befreien, Spuren vernebeln“? So jedenfalls rät es der Hersteller. Doch wenn er seine Haarpflege intensiviert hat, dann wohl mit mäßigem Erfolg. Denn so einfach geht es nicht raus, das Kokain.

Nicht cleane, aber ultracleane Haare – das reizte auch die Wissenschaft. Schon im Jahre 2000 wurde das Shampoo getestet. Zehn Haarproben, die Drogenrückstände enthielten, waren auch nach der Wäsche mit UltraClean nicht ultraclean, sondern weiterhin positiv. Die Drogenbestandteile hatten sich lediglich um 20 Prozent reduziert.

Ganz nebenbei, das Wundermittel enthält keine anderen Inhaltsstoffe als ein herkömmliches Shampoo: Aloe Vera, Tenside, Duftstoffe. Waschexzesse mit Schauma, Head & Shoulders und Co. erzielen ähnliche Ergebnisse. Unter die Nachweisgrenze lassen sich Drogen nicht rauswaschen. Seriöser Rat der Rechtsmedizin: Kahlschlag und Abstinenz, der einzige Weg zu ultracleanem Haar. Nur im Wachstum befindliche Haare nehmen Substanzen auf. Wenn nichts konsumiert wird, setzt sich auch nichts fest.

Was bliebe sonst? Der Griff in den Chemiekasten und rauhes Wetter. Blondierungen, Seeluft, Wind und viel UV-Licht – alles was Haare massiv angreift, verspricht ebenfalls mäßigen Erfolg. Vernebeln lassen sich die Schneespuren damit aber nicht.