Schönheit aus schlichten Mitteln

Im Haus der Kulturen der Welt ist bei medio@rte heute letztmals Medienkunst aus Lateinamerika zu sehen

Ein Kind wischt über die Linse, durch die es gefilmt wird. Daraus entstehen farbige Spiralen, drei Minuten lang. Ohne Ton. „Jupiter“ heißt dieses experimentelle Video von Camilo Amejeiras aus Argentinien. Eine andere Arbeit: Teller fallen in Zeitlupe, etwas unterbelichtet in Schwarzweiß. Getragene Musik im Hintergrund. Die Teller und Tassen immer wieder geloopt. Ein Tisch von oben, auf den eine Menge Geschirr fällt, dabei nicht zerbricht, sondern von der Tischplatte wegspringt. Verblüffend an dieser Szene ist die Ästhetik: sachlich, nüchtern. Der Moment, in dem das Geschirr auf die Tischplatte prallt, ist ein Augenblick der Schönheit. Und bereits die Frage nach dem Geheimnis und der Bedeutung des Videos ist zu viel der Interpretation bei „Sub“. Ein Video aus Mexiko, das bei „medio@rte latino“ im Haus der Kulturen der Welt zu sehen war. Heute ist letztmals die Gelegenheit, bei dem Festival die Medienkunst aus Lateinamerika zu begutachten, die im Zeitraum der letzten Dekade entstanden ist. Am Anfang der 90er-Jahre war die Situation der Künstler dabei noch von der einfachen technischen Ausrüstung geprägt. Gerade diese Einfachheit aber führte zur Entfaltung der Kreativität. So betonte der Künstler Marcelo Mercado auf dem Festival die Schwierigkeiten, mit der neuen, komplizierten Technik seinen Ausdruck zu finden, und meinte, dass damit die Videokunst inhaltsleerer werde. Muss man schauen. HT

medio@rte latino heute im Haus der Kulturen der Welt. 18 Uhr: „Brasilien 3“, 20 Uhr: Latino-Mix mit Highlights aus diversen Ländern