Kolumbiens Armee auf dem Vormarsch

Tausende Soldaten rücken in das ehemalige Guerillaland im Süden Kolumbiens ein. Die Farc reagiert mit Attentaten

SAN VICENTE DEL CAGUAN afp/taz ■ Zwei Tage nach dem Scheitern des Friedensprozesses in Kolumbien sind tausende Regierungssoldaten in das Rebellengebiet im Süden des Landes einmarschiert. Die Truppen hätten ein vor drei Jahren aufgegebenes Armeehauptquartier wieder eingenommen, sagte General Jorge Mora Rangel gestern. Dabei seien sie auf keinerlei Widerstand gestoßen. Insgesamt seien zwischen 13.000 und 15.000 Soldaten im Einsatz.

Bereits am Vortag hatten Kampfflugzeuge das Gebiet bombardiert. Die Farc-Guerilla reagierte mit Attentaten auf Hochspannungsmasten, Gaspipelines und Telefonschaltzentralen. Schon vor den Angriffen der Luftwaffe hatte die Farc ihre Kämpfer am Mittwoch in das unzugängliche Berggebiet der ehemaligen Guerillazone verlegt.

Seit Präsident Andrés Pastrana am Mittwoch den Befehl gab, das ehemalige Guerillaland zurückzuerobern, steht die Militärmaschinerie nicht mehr still. Allein von der Militärbasis Aipay im Department Villavicencio meldeten die Streitkräfte 324 Starts von Militärmaschinen, die Kurs nahmen auf El Caguán. Wie die kolumbianische Luftwaffe mitteilte, sollen das Treibstofflager, ein Chemielabor und eine Autowerkstatt der Farc zerstört sein. Logistische Unterstützung erhält das Militär durch die US Air Force. Nach Berichten der in Bogotá erscheinenden Tageszeitung El Tiempo sind bei den Angriffen auch drei Zivilisten ums Leben gekommen. Parallel zu den Militärangriffen flog die kolumbianische Polizei über die ehemalige Farc-Zone, um Kokafelder mit Pestiziden und Pilzerregern zu besprühen.

Weder das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (UNHCR) noch das Rote Kreuz dürfen das Konfliktgebiet betreten. Vor allem die Zivilisten könnten zwischen die Fronten geraten. Noch vor wenigen Wochen demonstrierten die Bewohner von San Vicente del Caguán, der Hauptstadt der ehemaligen Farc-Zone, für eine friedliche Lösung des Konflikts. Sie fürchten, dass es nach dem Abzug der Farc zu Massakern an Zivilisten durch die rechtsextremen Paramilitärs kommen könnte. INGO