Missbrauch statt Hilfe

Das UNHCR und Save the Children untersuchen Vorwürfe gegen Mitarbeiter von mehreren Hilfsorganisationen

LONDON ap ■ Mitarbeiter von mehreren Hilfsorganisationen haben offenbar in Westafrika Kinder sexuell missbraucht. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die britische Hilfsorganisation Save the Children erklärten, eine entsprechende Untersuchung habe Vorwürfe gegen 67 Mitarbeiter von mindestens 40 Organisationen aufgedeckt.

Nach ersten Anschuldigungen sei im vergangenen Jahr eine Delegation nach Liberia, Guinea und Sierra Leone gereist und habe in Flüchtlingslagern Kinder befragt.

Das Untersuchungsteam habe „eine weit verbreitete Kultur der Ausbeutung“ entdeckt, sagte Paul Nolan, ein Sprecher von Save the Children. Zahlreiche Autoritätspersonen hätten ihre Positionen ausgenutzt und im Austausch für Nahrungsmittel sexuelle Gefälligkeiten verlangt. Die Opfer seien zumeist Mädchen gewesen.

In einem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht hieß es, die Anschuldigungen der Kinder könnten nicht bestätigt werden, angesichts der zahlreichen Vorwürfe bestehe jedoch kein Zweifel an einem ernsthaften Problem der sexuellen Ausbeutung.

„Die Kinder sind in einer verzweifelten Lage. Um zu überleben, müssen sie entscheiden, ob sie hungern oder sich selbst verkaufen“, erklärte Nolan. „Diese Kinder sind nicht in einer Position, zu verhandeln.“ Die Folgen der Misshandlungen seien frühe Schwangerschaften und Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV.

Die Namen der betroffenen Hilfsorganisationen wollen UNHCR und Save the Children erst nach Abschluss der Untersuchung veröffentlichen. „Es ist ein Problem, das den gesamten Sektor betrifft“, erklärte Nolan. UNHCR-Sprecher Ron Redmond sagte, seine Organisation überlege nun, wie die Sicherheit für die Flüchtlinge zu verbessern sei. So könnten mehr Mitarbeiter in die Lager geschickt werden, um den Schutz für Frauen und Mädchen zu verstärken.