France Télécom ist Spitze

Rekordverlust in Höhe von 8,28 Milliarden Euro ist der zweitgrößte inder französischen Geschichte. Streit mit deutschem Partner MobilCom

BERLIN rtr/taz ■ Den französischen Telekommunizierern geht es wie den deutschen: Nicht nur dass die France Télécom ähnlich hoch verschuldet ist – sie fuhr im vergangenen Geschäftsjahr ebenfalls einen Rekordverlust ein, in Höhe von 8,28 Milliarden Euro. Das ist der zweitgrößte Verlust eines Unternehmens in der französischen Geschichte.

Das Minus ergibt sich hauptsächlich aus den Rückstellungen von mehreren Milliarden beim deutschen Partner MobilCom sowie am britisch-amerikanischen Kabelbetreiber NTL. Ohne diese Sonderbelastungen hätte die France Télécom ein Plus von 1,9 Millarden Euro erzielt.

Mit dem deutschen Partner MobilCom, an dem die France Télécom 28,5 Prozent hält, gibt es seit Wochen Querelen. Der Konflikt dreht sich darum, wie viel Geld die France Télécom für den Ausbau des UMTS-Netzes der MobilCom in Deutschland beisteuern soll. Nicht viel, wenn es nach den Franzosen geht: Mit 60,7 Milliarden Euro Schulden zum Jahresende 2001 gehört France Télécom Analysten zufolge zu den am höchsten verschuldeten Unternehmen weltweit. MobilCom aber plagen selbst Schulden, die der für Finanzen zuständigen Vorständler Thorsten Grenz zurzeit mit 5,8 Milliarden Euro bezifferte. „Wir brauchen die Hilfe von France Télécom, um das UMTS-Netz zu refinanzieren“, sagte er.

MobilCom-Chef Gerhard Schmid will den Machtkampf noch in diesem Jahr entscheiden. Entweder finanziere die France Télécom den Ausbau oder sie übernehme die MobilCom ganz. „Wenn France Télécom ihren Verpflichtungen nicht nachkommt, dann drohen dem Unternehmen Schadenersatzklagen von tausenden Aktionären“, sagte er gestern auf der eigenen Bilanzpressekonferenz.

Das MobilCom-Ergebnis lag bei rund minus 206 Millionen Euro nach minus 89,25 Millionen Euro im Vorjahr. Rund 9 Millionen Kunden telefonierten 2001 mit MobilCom und bescherten ein Umsatzplus von Prozent auf 2,59 Milliarden Euro zu. Die MobilCom-Aktien stürzten nach Bekanntgabe des Geschäftsergebnisses zeitweise um 18 Prozent.

Der Kurs der France-Télécom-Aktie stieg dagegen an der Pariser Börse um über zwei Prozent. Bis Ende kommenden Jahres will der Konzern eigenen Angaben zufolge seine Nettoschulden auf 37 bis 47 Milliarden Euro verringern und sich dazu von nicht zum Kerngeschäft gehörigen Aktivitäten trennen. Fünf Milliarden Euro soll allein der Verkauf des italienischen Anbieters Wind einbringen. Seit dem Börsengang 1997 war die France Télécom ähnlich wie die deutsche Telekom weltweit auf Einkaufstour gegangen. Entsprechend global präsentiert sie sich jetzt: Graham Howe, Finanzchef der Mobilfunksparte der Franzosen, sagte gestern in London, eine gütliche Einigung zwischen MobilCom und France Télécom sei „wahrscheinlich“. ANE