interview

„Das war damals etwas Revolutionäres“

Die Städtepartnerschaft zwischen dem fränkischen Erlangen und dem etwa 200 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Wladimir besteht seit 19 Jahren. In diesem Jahr erhält sie den erstmals verliehenen „Förderpreis für Bürgerengagement in Russland“ des Deutsch-Russischen Forums e. V. Die taz sprach mit dem Referenten für Städtepartnerschaft der Stadt Erlangen, Peter Steger.

taz: Wann entstand die Idee einer Städtepartnerschaft zwischen Erlangen und Wladimir?

Peter Steger: Anfang der 80er-Jahre. Unser damaliger SPD-Oberbürgermeister suchte nach Rückhalt in der Bevölkerung für die neue Ostpolitik und betrieb das Projekt aktiv. Für das damalige Westdeutschland war die Partnerschaft mit einer sowjetischen Stadt etwas Revolutionäres.

Wer fuhr zuerst nach Wladimir?

1986 fuhren zum ersten Male etwa 100 unserer Bürger nach Wladimir. Seitdem sind etwa 4.000 Erlanger in unserer Partnerstadt gewesen und einige hundert Wladimirer bei uns. Wir haben inzwischen sogar ein „Erlanger Haus“ dort gebaut.

Das muss ganz schön ins Geld gehen.

Mein Budget beträgt höchstens 8.000 Euro pro Jahr. Es gibt aber Einnahmen aus dem Erlanger Haus in Wladimir. Wir vermieten dort Gästezimmer und Büroräume.

Gibt es fortlaufende Projekte?

Ein Erlanger hat eine Apotheke in Wladimir gegründet, die an Senioren umsonst oder verbilligt Medikamente abgibt. Und es gibt heute eine feste Zusammenarbeit zwischen Erlanger und Wladimirer Krankenhäusern.

Mit welchenVorurteilen haben Sie zu kämpfen?

Da ist die schwer zu überwindende Angst der Deutschen vor der Kriminalität in Russland. Andererseits halten viele Russen uns Deutsche für berechnend.

INTERVIEW: BK