Kalter Krieg

Springer-Konzern zensiert Soli-Anzeige der IG Metall in Lokalzeitungen. Gewerkschaft ruft Presserat an

Wenn Drucker streiken und eine Zeitung unvollständig erscheint, reden die Verlage schnell von einem „Eingriff in die Pressefreiheit“ Aber dass ein Verlag den Inhalt einer bezahlten Anzeige mitbestimmt, kommt zurzeit nur in den Elbniederungen vor. So bei den Springer-Blättern Elmshorner Nachrichten (EN) und der Pinneberger Zeitung (PZ).

Bei mehreren Zeitungen hatte die IG Metall für den gestrigen Donnerstag großformatige Soli-Anzeigen zum Metallerstreik geschaltet: „Hände weg vom Streikrecht – Aussperrung verbieten.“ Das „Elmshorner Manifest“ war von Personen des öffentlichen Lebens unterzeichnet worden. Anders als die taz hamburg und das Pinnberger Tageblatt wollten EN und PZ das Manifest nur abdrucken, wenn gewisse Personen, die auch für die DKP und PDS in Erscheinung treten, gestrichen werden. Dies sei eine Order aus der Hamburger Spinger-Zentrale. IG Metall-Unterelbe-Chef Uwe Zabel willigte unter der Maßgabe ein, dass die Anzeige mit dem Zusatz „zensierte Anzeige“ kenntlich gemacht werde.

Doch davon war gestern in den beiden Blättern nichts zu sehen. Daher wird die IG Metall den Abdruck nicht bezahlen. „Es gibt keinen Cent für die Zensoren von Spinger“, so Zabel. Er werde den Fall dem Presserat vorlegen: „Der Springer-Konzern greift verfassungswidrig in die Meinungsfreiheit ein und nutzt wirtschaftliche Macht zur Durchsetzung sinnloser Prinzipien“, empört sich Zabel. KVA