Ein ganz normaler Dienstag im Park

45 Hektar gepflegte Parkanlage mit prachtvollen Pflanzenrabatten und Blumenbeeten, weiten Rasenflächen, idyllischen Bächen und Themengärten: Mitten in Hamburg, umringt von Einkaufsmeilen, dem Messegelände, dem Congress-Centrum und St. Pauli liegt „Planten un Blomen“

von PEGGY WOLF

Das große schmiedeeiserne Tor ist leicht geöffnet. Eingebettet in eine rote, efeuüberwucherte Steinmauer hängt es ganz warm von den Sonnenstrahlen in den Angeln. Es klemmt und quietscht ein wenig, lässt sich aber dennoch ganz weit öffnen. Der neugierige Blick danach: hohe Bäume, eine sattgrüne Wiese. Ein wenig unter halbhohen Sträuchern versteckt, als hätte ihn jemand dort vergessen, ein weißer Steinbogen. Laut Gartenführer ein Renaissance-Portal von 1617. Ein paar Schritte weiter ein schierer Überfluss an Blumen, der Duft von frisch gemähtem Rasen, und es kommt Wasser in Sicht. Eine Traumwelt – das kann doch nicht sein! Augenkneifen. Alles ist noch da. Mitten in Hamburg liegt der Park „Planten un Blomen“ – scheint fast in sich selbst versunken und ganz verträumt an diesem Sommertag. Es sind 26 Grad Celsius, die Luft flirrt. Die hohen Bäume und das „Museum für Hamburgische Geschichte“ spenden wenig Schatten.

Auf einer Holzbank am Kieselsteinweg gegenüber sitzt ein Mann. Er hat sein Jackett ausgezogen, die weißen Hemdsärmel hochgekrempelt, den Schlips gelockert – in der Hand eine Dose Cola. Es sind überhaupt viele Leute im Park unterwegs. Und das, obwohl doch Dienstag ist. Eine Gruppe Schülerinnen läuft am Wasser entlang. Das laute Lachen der Mädchen bleibt in den Ohren hängen, so fröhlich und ausgelassen klingt es. Zwischenzeitlich immer wieder Blumenbeete und scheinbar endlose Wiesen. In der Minigolfanlage ist niemand, dafür herrscht am Kiosk großer Andrang: Erfrischungsgetränke werden über die Theke gereicht. Vor dem WC daneben eine dramatische Szene: Ein Junge, vielleicht fünf Jahre alt, will nicht ohne seine Mutter – quengeln, bitten, betteln. Schließlich geht sie doch mit ihm. Die Klos sind sauber, kaltes Wasser läuft, Waschpaste und Papiertücher gibt es auch.

Ein paar Jungen spielen Streetball – der kleine Platz vor der Hecke und der Mauer liegt unmittelbar an der Glacischaussee. Ihre Gesichter sind ganz rot und verschwitzt, aber sie kämpfen unerbittlich. Vom Parkcafé weht Kaffeetassengeklapper herüber. Ein Pärchen sitzt knutschend an der Wassertreppe – selbstvergessen zwischen Enten, Goldfischen und Gartenstühlen. Dann minutenlang plötzlich keine Menschenseele mehr, nur noch Sonne, Grün, Grün und nochmal Grün.

An den Mittelmeerterassen macht eine Reisegruppe Fotos. Das dunkle Schiefergestein ist ein schöner Kontrast zu den bunten Pflanzen: Feigen, Limonen, Mamutblatt, Hibiskus. Es scheint, als wäre die Sonne darauf aus, diese Schönheit mit besonderen Strahlen zu belohnen. Es ist beinahe unerträglich heiß dort.

Der Japanische Garten wirkt irgendwie diszipliniert und noch sauberer und gepflegter als die restliche Anlage. Die gedrungenen Kiefern stehen sonnenüberflutet vor ihren staunenden Betrachtern: einem jungen Mann mit seinem Hund. Im „Japanischen Teehaus“ gibt es gleich Tee, und zwar grünen. Das ist dienstags bis samstags ab 15 Uhr immer so – ein kleines Schild weist darauf hin.

Noch eine Schülergruppe rastet am Parksee. Eis essend, Karten spielend liegen sie, die Jungs oben ohne, die Mädchen brav mit T-Shirt, auf dem planen Rasen. Die beiden erwachsenen Begleiter zitieren Belehrendes aus einem Parkführer, aber die junge Horde schenkt ihnen wenig Aufmerksamkeit.

Im Rosengarten läuft klassische Musik vom Band. Ein Meer von Rosen, Bienen summen dazu. Es duftet schon herrlich dort, obwohl sich noch nicht alle Knospen geöffnet haben. An den Wasserkaskaden sitzen junge Frauen, Kinder toben um sie herum. Schön, den Kleinen zuzusehen, wie sie in ihren Windelhosen und Stramplern laut kreischen und herumrobben. Nur direkt ans Wasser – da dürfen sie noch nicht hin. Allen Größeren aber kühlt es die Füße.

Der Garten ist ganzjährig geöffnet. Wer das Programm der zahlreichen Sommer-Veranstaltungen haben will: ☎ 428 54 -47 23 oder im Internet unter www. plantenunblomen.hamburg.de.