Wuchermiete in Saga-Haus

Pächter zockt per Zimmervermietung von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen ab. Schwierige Wohnungssuche für Sozialhilfeempfänger

Die Saga hat eines ihrer Häuser an den Betreiber einer Zimmervermietung verpachtet, der die Räume zu exorbitanten Preisen an Sozialhilfeempfänger weitervermietet. Die Saga zeigte sich gestern selbst überrascht von dieser Entdeckung und will den Fall prüfen. Überrascht reagierten auch die Behörden. Raimond Reibnitz, der als ehrenamtlicher Helfer im Caffée mit Herz auf dem Gelände des ehemaligen Hafenkrankenhauses arbeitet, hält die überteuerte Unterbringung eines Sozialhilfeempfängers jedoch mitnichten für einen Einzelfall auf St.Pauli.

Sozialhilfeempfänger Michael D. zum Beispiel hatte einen Untermietvertrag für die Friedrichstraße 34 auf St. Pauli unterschrieben, bei dem er für 10,5 Quadratmeter Wohnfläche und 5,3 Quadratmeter anteiliger Gemeinschaftsfläche 230 Euro Miete plus 25 Euro Nebenkosten zahlen sollte. Quadratmeterpreis: rund 16 Euro. Das Sozialamt übernahm die Miete ungeprüft. Reibnitz maß das Zimmer nach und stellte fest, dass es nur knapp sechs Quadratmeter und die anteilige Gemeinschaftsfläche lediglich einen Quadratmeter groß war. Das Sozialamt zahlte also gut 36 Euro pro Quadratmeter.

Warum Dreher einen solchen Vertrag unterschrieben hat? „Ich hatte keinen Bock auf der Straße zu landen“, sagt er. Immer wieder hatten Vertreter der Wohnungslosenhilfe in den vergangenen Jahren darauf hingewiesen, dass Sozialhilfeempfänger Schwierigkeiten haben, bei den Wohnungsunternehmen unterzukommen, Saga und GWG einschließich.

Reibnitz Erfahrung bestätigt das, ebenso wie das Schild an der Friedrichstraße 34: „Zimmer frei – gerne an Sozialhilfeempfänger“. „Das ist der klassische Fall der Ausnutzung einer Zwangslage“, sagt Christiane Hollander von Mieter helfen Mietern, und damit „ohne einen Zweifel sittenwidrig“. KNÖ