Discman und Pokal

Vier Nationen trafen sich zum Hockeyspielen in Hamburg, um sich für wirklich wichtige Turniere einzuspielen. Deutschland gewinnt

von MIKE LIEM

Drei Monate nach dem Gewinn des Weltmeistertitels haben die Herren des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) ihre PR-Offensive mit dem Gesamtsieg beim Vier-Länder-Turnier in Hamburg erfolgreich gestartet. Bei den kommenden Heimspielen um die Champions Trophy in Köln und der 1. Hallen-WM in Leipzig soll im eigenen Land für den Sport geworben werden. Die taz schrieb Tagebuch.

Freitag

Zur Halbzeit- Standpauke versammelt der malaysische Coach sein neuformiertes Team im nahe gelegenem Gehölz. 0:5 steht es gegen den Weltmeister aus Deutschland. Mit dem Rat, dieses Spiel als Chance zu sehen, entlässt Paul Lissek seine Mannschaft aus dem Wald. Die Worte des Ex-DHB-Trainers wirken. Der Ehrentreffer zum 1:7 fällt. Auf deutscher Seite empfiehlt sich Wackelkandidat Christoph Bechmann (HTHC) mit zwei schönen Vorlagen und einem Tor für den Kader, der Anfang September die Champions Trophy gewinnen soll. Zuvor hat im Eröffnungsspiel Argentinien Spanien mit 4:3 besiegt. Der Südamerikaner Jorge Lombi (218 Länderspieltore in 183 Spielen) wirbt für Argentinien so: „Wir spielen mit Leidenschaft, sind technisch geschickt und laufen viel.“ Das kommt beim Publikum an.

Samstag

Der WM-Achte aus Malaysia ist endgültig aufgewacht und trotzt Spanien ein 3:3 ab. Kurz vor Schluss fangen sich die Iberer innerhalb einer Minute zwei Tore ein. „Das ist das erste Mal, dass wir zusammenspielen“, erklärt der spanische Coach Mauritz Hendriks. „Davor habe ich eine Hälfte des Teams in Madrid, die andere in Barcelona trainiert.“ Im vorweggenommenen Endspiel liefern sich Deutschland und Argentinien vor 1000 Zuschauern einen spektakulären Schlagabtausch. Am Ende behält der Weltmeister mit 5:4 die Oberhand. Auch Bundestrainer Bernhard Peters schätzt den argentinischen Stil: „Da wird intuitives, kreatives Hockey mit sehr guter Gruppentaktik vereint.“

Sonntag

Malaysia mausert sich zum Favoritenschreck. Gegen die starken Argentinier erreicht Lisseks Mannschaft ein Unentschieden und kürt damit Deutschland vorzeitig zum Turniersieger. Übrigens zum siebten Mal. Im Abschlussspiel der Hamburg Masters kommt es schließlich zum Duell des Gastgebers gegen Angstgegner Spanien. Die Iberer hatten den Deutschen die einzige Niederlage bei der WM in Malaysia verpasst. Die Revanche glückt mit 4:3. Dabei findet Shooting-Star Sebastian Biederlack (20, Der Club an der Alster), neben Torwart Clemens Arnold (24, Harvestehuder THC) immer besser in seine neue zentrale Mittelfeldrolle. Bei der Siegerehrung erhält jeder deutsche Spieler einen Discman vom Hauptsponsor und ein Lob vom ehemaligen Trainer Lissek: „Deutschland ist Favorit, weil sie die beste Mannschaft haben und das modernste Hockey spielen.“ Wenn das keine Werbung ist.