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: Jenni Zylka über 1001 Prozent

Arabische Märchen inkl. Kirch

Es war einmal ein Prinz namens Al Walid. Er lebte in einem fernen Land, in dem Öl und Honig flossen und sich Multimillionäre und wunderschöne Jungfrauen die Klinke in die Hand gaben. Das Königreich des Prinzen nannte man Saudi-Arabien.

Al Walids Hobby war (außer Beten und mit seinem glänzend gestriegelten Araberhengst durch die Wüste zu reiten) Fernsehen. Der junge Prinz hatte darum vor langer Zeit 2,48 Prozent (denn das ist der Durchschnitt an Stunden, die er täglich vor der „Wunderlampe“ verbrachte und, ohne Komma, die Anzahl seiner Haremsdamen) Gesellschaftsanteile am Medienimperium eines abendländischen Großmoguls erworben.

Es trug sich aber nun zu, dass jener böse Großmogul auf den Rat eines alten, nicht mehr so weisen Wesirs hörte und den leeren Versprechungen eines Teppichhändlers aufsaß. Sein Imperium wurde von einem Dschinn namens Insolvenzia zerschlagen, um die Überreste stritten sich Stammesfürsten von der Apenninenhalbinsel bis zur Terra incognita.

Prinz Al Walid jedoch sah seine Chance gekommen. Er füllte seine Taschen aus seinen geheimen Goldvorräten auf, sattelte den Araber, zog die seidenen Verhandlungsschnabelschuhe an und zog los, um Banken, Stammesfürsten und Insolvenzia in seinen Bann zu schlagen. Nach drei Wochen Dauerwasserpfeiferauchen hatte der Prinz erreicht, was er wollte: Ihm gehörten fortan 98 Prozent (denn das war das Alter, in dem sein Vater den Thronfolger gezeugt hatte) des Medienimperiums, den Stammesfürsten der Apenninenhalbinsel und der Terra incognita blieb je noch 1 Prozent (denn das war die Anzahl an Gottheiten, die es gibt, was den Stammesfürsten zwar an sich egal war, aber eine Rolle für den Prinzen spielte). Prinz Al Walid machte sich sofort daran, die Sender nach seinem Gutdünken zu gestalten: 12 Stunden am Tag würde der neue Sender „Allah-TV“ keine Bilder von dem Allmächtigen zeigen, sondern des Prinzen Lieblingsquizshow „Wer wird Ölmulti?“, die anderen 12 Stunden Gebete (mit verschleierter Simultandolmetscherin). Die Spielfilme, die er bei dem Handel aus dem Imperiumsfundus dazugeschenkt bekam, ließ er von ein paar besonders zarten Haremsdamen zerschneiden und mit dem schimmernden Magnetband seinen Palast schmücken. Nur den Film „Unterm Röckchen tanzt das Stöckchen“ behielt er.