Per Internet zum Attentat

Das Simon Wiesenthal Center stellt neue „Hass-Seiten“ des Internets an den Pranger

BERLIN taz ■ Das Computerspiel nennt sich „Kaboom!“: Der Spieler ist ein Selbstmordattentäter im Nahen Osten. Mit einem Sprengstoffgürtel versehen geht er eine Straße entlang, per Mausklick sprengt er sich in die Luft. Eine Statistik zeigt die Zahl der getöteten und verletzten Menschen an. Je höher deren Zahl, desto mehr Punkte gibt es.

Die Zahl solcher menschenverachtender Spiele, die im Internet verfügbar sind, habe im vergangenen Jahr zugenommen. Das ist die Erkenntnis des „Simon Wiesenthal Centers“ in Los Angeles, das seit sechs Jahren rassistische und antisemitische Internetseiten beobachtet. Auf der gestern von Rabbi Abraham Cooper in Berlin vorgestellten CD-ROM „Digital Hate 2002“ sind über 200 Hass-Seiten im Internet dokumentiert. Die CD wurde vom Wiesenthal Center zum vierten Mal vorgelegt.

Deren Mitarbeiter klicken sich jeden Monat durch 25.000 Websites, 3.300 der Seiten stufen die Surf-Detektive als problematisch ein. Erstmals stießen sie dabei im vergangenen Jahr auch auf Seiten, die die Rekrutierung von Terroristen zum Ziel haben. So werbe eine iranische Seite namens „Ansar Online“ potenzielle Selbstmordattentäter gegen israelische und US-amerikanische Einrichtungen an. So stellt es die CD-ROM des Centers dar.

Darauf sind auch Internetseiten von rechtsextremen Organisationen aus Deutschland verzeichnet, beispielsweise die Seite von „Widerstand Nord“. Diese wirbt für die Teilnahme an Demonstrationen, Flugblätter können hinauf- und heruntergeladen werden. Der Rechtsextremismusexperte Burkhard Schröder sieht bei der Internetpräsenz der rechten Szene in Deutschland allerdings keine neuen Entwicklungen. Die Websites seien professioneller geworden, ihre Zahl nehme insgesamt aber eher ab. „Rechte Organisationen werben in Deutschland ihre Mitglieder nicht über das Internet, sondern durch persönliche Kontakte vor Ort“, sagte Schröder zur taz. PHILIPP MÄDER