Sportliche Ich-AG

Nach dem Zwangsabstieg der Hamburger Basketballer in die Regionalliga heißt es für Lorenz Manthey, Werbung in eigener Sache zu machen

von MIKE LIEM

Er ist kein Musiker und auch nicht richtig bekannt. Trotzdem geht Lorenz Manthey bald auf große Deutschland-Tournee. Von Braunschweig über Trier bis nach Würzburg wird er reisen, um sich als sein eigenes Produkt bei den Basketball-Bundesligisten dieses Landes anzupreisen. Fast die Hälfte aller Erstligisten haben den 19-jährigen Spielmacher der BC Hamburg Tigers auf ihrer Testliste – eine Tatsache, die Mantheys Augen leuchten lässt.

Finanziell: Kreisklasse

Die 1. Basketball-Liga: Die hätte Manthey auch in Hamburg spielen können. Sportlich war die Mannschaft überragend aufgestiegen. Finanziell und organisatorisch waren die Tigers bestenfalls Kreisklasse. Die Post mit der Lizenzverweigerung für die Erste und gar für die Zweite Liga ließ nicht lange auf sich warten. So richtig wundern konnte er sich über die schlechte Nachricht nicht. Zu gravierend waren die Eindrücke aus dem Insolvenzverfahren und die leeren Worte des überforderten Mäzens Jens Holtkötter.

Spätestens mit der Rückstufung seines Teams in die Regionalliga wusste Manthey: „Ich muss hier weg.“ Weg, um sich auf einem professionellen Level weiterzuentwickeln. „Ich bin jung und koste kaum was“, wirbt Manthey für sich selbst. Immerhin musste er sich als junger Spieler in dem mit schrägen und später auch genervten Spielern gespickten Team durchsetzen. Das wirkt im Lebenslauf.

Kauf mich

Davor galt Manthey immer als der Unantastbare. Ein Ausnahmespieler, der den Ball bekam, wenn man Körbe brauchte und Autogramme auf dem Schulhof gab. Selbstbewusst, ehrgeizig, dickköpfig. Auf seine früheren Trainer, meint Manthey, habe er nicht zu hören brauchen, „weil ich damals überzeugt war, das Richtige zu tun“. Eine divenhafte Einstellung, die dem Jungspund ein hartes Lehrjahr bei den Tigers bescherte. Denn die hatten bereits ihre Primadonna. Unter dem amerikanischen Spielmacher Duane Woodward lernte und litt Manthey eine ganze Saison. „Duane hatte eine Sonderposition im Team. Er musste mir immer zeigen, dass er der Mann ist. Er hat mich permanent fertig gemacht.“ Überall. Auch während des Spiels. Freunde wurden sie nicht.

Zum Glück gab es noch Trainer Pat Elzie, der die „miese Stimmung“ wenigstens auf dem Spielfeld „in Energie“ umwandeln konnte. In der Hierarchie des Teams musste Manthey aber mit der für ihn ungewohnten Rolle des Einwechselspielers vorlieb nehmen. In Manthey reifte durch diese unbefriedigende Situation ein noch größerer Ehrgeiz heran. Während der Saison ereilte Manthey nicht nur der Ruf eines Teenieschwarms mit zurückgegeltem Wellenhaar, sondern auch der eines selbstherrlichen Jungtalents: Wieder und wieder verdribbelte sich der Spielmacher in wilden Einzelaktionen, als würde er auf einem asphaltierten Freiplatz in der Bronx spielen.

Selbstdarsteller

Manthey selbst fühlt sich missverstanden. „Das Verspielte, die Show, die fetten Moves, auch das coole Getue ist Teil meines Basketballs. Sonst wär's langweilig.“ Manthey nennt seinen Stil „amerikanisch“. Nachvollziehbar, weil er wie jeder andere vom Traum beseelt ist, dort zu spielen, wo sein Stil zu Hause ist. Vorsorglich schnippelt Manthey deshalb gerade am eigenen Highlight-Video. „Wenn man gut ist, kommen die Leute“, sagt das Talent und kehrt Hamburg den Rücken.