Die Ruhe vor der Flut

Das Städtchen Dömitz bereitet sich auf den Elbhöchststand vor

DÖMITZ taz ■ In Dömitz haben die Menschen seit Tagen Zeit, sich auf die große Welle vorzubereiten: Der Ort in Mecklenburg-Vorpommern ist von Elbe und Elde umgeben und Hochwasser gewöhnt. Deshalb erzählen die Dömitzer in diesen Tagen gerne von den „richtig großen Fluten“ 1888, 1947 und 1988. Da sei diese doch gar nichts gegen. „Das ist doch kein Wasser“, sagt Reinhard Wilkens und sieht deshalb auch keinen Grund, seinen Elektroladen am Marktplatz dichtzumachen. Er werde notfalls die Geräte höher stellen. Allerdings ist sein Geschäft das einzige, das noch offen ist. Apotheke, Drogeriemarkt, Lebensmittelladen: alles zu, die Waren in Sicherheit gebracht, wie auch beim Kaufhaus. Man sieht noch das Schild „Neu eingeweiht 2001“.

Auch die Privathäuser sind gesichert: Sandsäcke oder Holzlatten vor jeder Luke, jedes Kellerfenster ist genagelt und gedübelt. Manche haben die Konstruktion noch mit Plastikfolie und Dichtungsmasse verstärkt. Die Stadt wirkt verlassen, nur Feuerwehr- Bundeswehr- und THW-Fahrzeuge durchqueren den Ort. Doch es sind noch Menschen da: Sie sind am Ortseingang, wo hunderte von ihnen Säcke mit Sand füllen und auf Lastwagen verladen. Die bringen sie zum Deich, wo sich die andere Hälfte der Dömitzer trifft. Dort gibt es einen Wasserstandsanzeiger. Der zeigt noch einen Meter Luft bis zur Deichspitze. Die Älteren erzählen den Jüngeren Geschichten von Fluten, die noch höher waren. Inzwischen steigt das Wasser.

SAN