Bald ein Sonntagskind

„Ich darf alles. Aber ich muss für alles selber die Verantwortung tragen. Das ist nicht so toll.“

Klar war es ihm keineswegs, dass er am 22. September sein erstes Kreuz auf seinen ersten Bundestagswahlzettel machen dürfte. Milan Salje, noch 17, hat nämlich just an diesem Tag Geburtstag. Doch jetzt ist klar: Er darf. „Wer am 22.9.2002 das 18. Lebensjahr vollendet, der ist wahlberechtigt“, so die Auskunft aus dem Wahlamt.

Milan. Demnächst ein Sonntagskind. Eine E-Gitarre wünscht er sich, hört Kiss und Punkrock und will später mal was machen, was „nicht nur im Büro“ stattfindet. Am besten im Ausland. Der 18. Geburtstag? „Ich darf alles.“ Das kommt wie aus der Pistole geschossen. Dann, nach kurzem Zögern: „Aber ich muss für alles selber die Verantwortung tragen.“ Und: „Das ist nicht so toll.“

Nein, er glaube nicht, dass er mit seiner Stimme wirklich was verändern könne, sagt der Realschüler vom Schulzentrum Julius-Brecht-Allee. „Aber das Bewusstsein, ich habe etwas mitentschieden, das reicht schon.“ Welcher Partei er seine Stimme gibt? „Ich wähle die PDS. Ich wüsste nicht, wen ich sonst wählen sollte.“

Mehr Einwanderung, mehr Gewicht für alternative Energien, mehr soziale Ausgewogenheit und keine Finanzierung von Kriegen – das sind Milans Forderungen an die Politik. Die Grünen findet er ja „nicht schlecht, aber die haben viel Ansehen verloren.“ Die SPD „gefällt mir nicht“ und die CDU – er winkt ab: „Naja. Und das ist ja wohl nachzuvollziehen.“

Wenn schon PDS, dann bitte auch Gregor Gysi. „Ich habe ein paar Reden von dem gehört“, sagt Milan über den ehemaligen Berliner Wirtschafts- und Frauensenator, „das gefiel mir.“

Mit seinen Freunden würde er öfter über Politik reden. Wenn die nun lesen, dass er die PDS wählen will, gebe es sicher neue Diskussionen. Da seien nämlich einige, „die ganz anders denken“ und wohl eher die CDU wählen würden. Aber egal, sagt Milan: „Das tut der Freundschaft keinen Abbruch. sgi